Schützen & Erhalten · Juni 2012 · Seite 43
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Ein wesentlicher Bestandteil des Abdichtungs-
konzepts war das Aufbringen einer dreilagigen,
flexiblen Außenabdichtung der erdberührten Bau-
werksteile mit mineralischen Dichtungsschlämmen.
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Für die auf 200 laufenden Metern ausgeführte
Niederdruckinjektion wurden mehr als 5.500
Bohrlöcher im Abstand von circa 10 Zentimetern
in das Mauerwerk gebohrt.
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Insgesamt injizierte man über 1.500 Liter Silikon-
Mikroemulsionskonzentrat als Horizontalsperre in
das bis zu 80 Zentimeter dicke Mauerwerk.
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Wie es die WTA fordert, erfolgte an Stellen, wo
das Mauerwerk eine Dicke von 60 Zentimetern
überschritt, zusätzlich eine Injektion von innen.
Fotos: Saint-Gobain Weber GmbH
Fachberater Jürgen Hülshoff, der das Projekt von
Weber-Seite begleitete, in seiner Arbeit selten be-
gegnen. Damit war klar, dass der Auftrag nicht wie
ursprünglich vorgesehen ausgeführt werden konnte.
Kabrede legte seine Sicht in einer schriftlichen Be-
denkenanmeldung nieder und schlug vor, das System
zu ändern. Er empfahl eine mehrstufige Mauerwerks-
injektion, zunächst mit Silikon-Mikroemulsion und
im zweiten Schritt mit einer alkalischen Lösung auf
Silikat-Silikonat-Basis.
Gutachten empfiehlt Konzeptänderung
Doch die Ereignisse überholten auch diese Ein-
schätzung: Parallel waren am gesamten Gebäude-
komplex die Kelleraußenwände freigelegt worden,
doch sammelte sich aufstauendes Grundwasser so
massiv in der Baugrube, dass es permanent abge-
pumpt werden musste. Kabrede reichte eine zweite
Bedenkenanmeldung ein und empfahl, einen Sach-
verständigen einzuschalten. Der Auftraggeber folgte
diesem Vorschlag und gewann mit Professor Dr.-Ing.
Wilhelm Fix einen renommierten Spezialisten für Bau-
werksabdichtung als Gutachter. Am 21. September
2010 besichtigte er zusammen mit dem Architekten
und allen am Bauprojekt Beteiligten auf einem Orts-
termin das Objekt und verfasste im Anschluss ein
ausführliches Gutachten.
Das Ergebnis: Aufgrund der hohen Durchfeuch-
tungsgrade und des Lastfalls drückendes Grundwas-
ser, statt wie ursprünglich angenommen Bodenfeuch-
tigkeit wurde das vorgesehene Abdichtungskonzept
komplett geändert. Wesentliche Bestandteile des von
Professor Fix empfohlenen neuen Konzepts waren
eine dreilagige flexible Außenabdichtung der erd-
berührten Bauwerksteile mit mineralischen Dich-
tungsschlämmen
sowie eine Querschnittsabdichtung
gegen aufsteigende Feuchtigkeit, die über dem be-
sonders stark durchfeuchteten Mauerwerk in etwa
50 Zentimeter Höhe über der Oberkante des Fußbo-
dens angebracht wurde.
Horizontalsperre in extrem dicken Mauern
Das KasaTech-Team führte ab Oktober 2010 die
Abdichtung mit der Horizontalsperre SMK weber.tec
940 durch, die sich insbesondere für hohe Durch-
feuchtungsgrade und große Mauerwerksdicken eig-
net. Für die auf 200 laufenden Metern ausgeführte
Niederdruckinjektion wurden dabei aufgrund der bis
zu 80 Zentimeter dicken Mauern mehr als 1.500 Liter
SMK-Konzentrat verarbeitet. In einem Abstand von
ca. 10 Zentimetern bohrte der Verarbeiter insgesamt
mehr als 5.500 Bohrlöcher waagrecht in das Mauer-
werk, durch die er dann mit einem Injektionsgerät
und einem Druck von 8–10 bar das Silikon-Mikroe-
mulsionskonzentrat injizierte. Bei Mauerwerksstär-
ken über 60 cm wurde die Injektion dabei auch, wie
es die WTA fordert, beidseitig ausgeführt. Aufgrund
des hohen Durchfeuchtungsgrades führte er in Teil-
bereichen eine Nachverpressung mit der Silikat-Si-
likonatlösung weber.tec 941 durch, um den Prozess
zu beschleunigen.
Da die Gebäudesohle im Mittel nur etwa 30 cm
über dem höchsten Grundwasserstand liegt, emp-
fahl das Gutachten, die Arbeitsfuge zwischen Sohl-
platte und Außenwand zusätzlich zu sichern. Daher
führte KaSaTech nicht nur auf insgesamt 350 Qua-
dratmetern eine nachträgliche Außenabdichtung
sondern auch die Innenabdichtung so aus, dass eine
durchgängige Anbindung an die Horizontalsperre
gegeben war. Dabei setzte der Abdichtungs-Profi
auf ein hochwertiges mineralisches Abdichtungs-
system von Weber. Zunächst wurde der vorbereite-
te Untergrund mit einem Hohlkehlenspachtel oder
einem mineralischen Sperrputz egalisiert, um eine
ausreichend tragfähige Abdichtungsrücklage zu
erhalten. Im Bereich der Wand-/Sohlenanschlüsse
wurden Hohlkehlen eingezogen, danach wurde die
flexible Dichtungsschlämme Superflex D2 in drei
Lagen aufgetragen und ein WTA-Sanierputzsystem
appliziert. Zum Schutz der Abdichtung wurde im
Außenbereich die dreiteilige Dränagebahn Monta-
paneel DM 2 montiert; gegen Schlagregen wurde
der Sockelbereich sowie ein Großteil der Kapellen-
Fassadenfläche zudem mit der Weber Fassadencreme
geschützt. Der erste Bauabschnitt wurde Anfang
Juni 2011 abgeschlossen, der zweite Bauabschnitt
soll im Oktober beginnen.
Praxisbeispiel für Studenten
Das Projekt wird auch wissenschaftlich beglei-
tet: Der als Sachverständige eingeschaltete Professor
Dr. Fix hat Studenten seines Studienganges „Bauen
im Bestand“ Referenzmessungen und Beprobungen
durchführen lassen und anhand des interessanten
Objekts mehrere praxisnahe Aufgaben gestellt. Die
angehenden Bautenschützer durften über Frage-
stellungen wie „Ermittlung von Salzgehalten und
Durchfeuchtungsgraden, Darstellung und Bewertung
von Art und Ausmaß der Schäden sowie Beanspru-
chungen, Erstellung eine Instandsetzungskonzepts
einschließlich Leistungsbeschreibung und Auswei-
sung von Schätzkosten“ schwitzen.
Der ausführende Unternehmer Benedict Kabrede
freut sich darüber, dass er sich mit seiner konsequent
professionellen Haltung gegen weniger kritische
Mitbewerber durchgesetzt hat. „Es gab andere, die
versichert haben, ‚wir kriegen das schon so hin wie
ausgeschrieben’. Da tut es gut zu sehen, dass Auf-
traggeber, wie in diesem Fall, auch fundierte Kritik
honorieren. Und darüber hinaus“, so sein Fazit, „hat
es wirklich Spaß gemacht, sich dieser anspruchsvollen
Bautenschutz-Aufgabe zu stellen“.
Saint-Gobain Weber GmbH, Düsseldorf,
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Industrie und Handel