Schützen & Erhalten - page 20

Zur Diskussion…
Liebe Leser von „Schützen & Erhalten“,
mit dem Artikel „Alternative Hausschwamm-
sanierung aus der Sicht des Sachverstän-
digen“ von Joachim Wießner aktivieren wir
ein Forum, in dem Ideen und Lösungen vor-
gestellt werden, die sich vom Alltäglichen
unterscheiden und auf Erfahrungen von Ein-
zelnen oder Wenigen beruhen und für den
Einen oder Anderen sicherlich auch neue
Ansätze darstellen. Für Sie besteht die Mög-
lichkeit zu den Fachartikeln Stellung zu
nehmen und hierüber zu diskutieren.
All dies in den nicht nur von mir oftmals
als oberflächlich empfundenen Plattformen
von „Social Networks“ im Internet, sondern
mit ausreichend verfügbarer Zeit bis zur Ver­
öffentlichung der Antworten in der nächsten
Ausgabe von S & E.
Seien Sie den Erfahrungen anderer
gegenüber neugierig ... Schreiben Sie Ihre
Meinung dazu… Diskutieren Sie…
Fachbereiche
Sachverständige
Alternative Hausschwamm­
sanierung aus der Sicht des Sach­
verständigen − Teil 1
In den letzten Jahren werden immer mehr
„alternative Sanierungen“ für Echten
Hausschwamm angewendet. Dabei spielt
für die Sachverständigen, die solche Sa-
nierungen empfehlen, die Haftung eine
große Rolle. Der Verfasser befasst sich mit
alternativen Hausschwammsanierungen
seit ca. 1990. Nachfolgend berichtet er
von den verschiedenen alternativen Sa-
nierungen, die er bisher erfolgreich für
die Anwendung empfohlen hat.
Lebensbedingungen des Echten
Hausschwamms
Es soll hier nun nicht in allen Einzelheiten
auf die Lebensbedingungen des Echten Haus-
schwamms (nachfolgend einfach Hausschwamm
genannt) eingegangen werden, dazu wird auf
das allgemein bekannte Buch von Dr. Huckfeldt
(Hausfäule- und Bauholzpilze, 2005, Müller Ver-
lag) hingewiesen. Aber einige Gedanken dazu
müssen aufgezeigt werden, um die Vorgehenswei-
se des Verfassers zu erklären und zu verstehen.
Die Grundvoraussetzung für das Wachs-
tum von Hausschwamm ist Feuchtigkeit. Ohne
Feuchtigkeit gibt es auch kein Hausschwamm-
wachstum.
Zwar ist der Hausschwamm nicht in der Lage
Luftfeuchte zu kondensieren, um sich die Feuch-
tigkeit aus der Umwelt zu beschaffen, aber beim
Zerstören von Holz entsteht als Abbauprodukt
ebenfalls Wasser. Das führt zu den sog. Gutta-
tionstropfen von denen der Hausschwamm ei-
nen Teil seiner lateinischen Bezeichnung hat.
Wird Hausschwamm gefun-
den, muss erst einmal unter-
schieden werden, ob das Umfeld
im Bereich des Hausschwamm-
wachstums feucht oder trocken
ist. Wenn es feucht ist, ist von
aktivem Hausschwammbefall
auszugehen.
Wenn das Mauerwerk tro-
cken ist und keine durchgän-
gigen Pilzgeflechtsstrukturen
mehr erkennbar sind, das befal-
lene Holz trocken ist und z.B.
auch keine Fruchtkörper mehr
sichtbar sind, dann besteht der
Verdacht, dass der Hausschwamm sein Wachs-
tum eingestellt hat und sich entweder in Tro-
ckenstarre befindet oder bereits abgestorben ist.
Beim langsamen Austrocknen der Wand ent-
stehen die Arthrosporen, die ein deutlich schnel-
leres Keimen bei Befeuchtung bewirken als die
üblichen aus dem Fruchtkörper stammenden
Sporen. Aus der Sicht des Verfassers wird aber
die Gefahr der Arthrosporen überschätzt. Dem
Verfasser sind nur ganz wenige von ihm empfoh-
lene alternative Sanierungen bekannt, wo nach
jahrelangem Feuchtigkeitseinfluss (war bei der
Beratung zur Sanierung ausgeschlossen worden)
dann wieder eine Keimung aufgetreten ist. Ge-
nerell besteht aber diese Gefahr.
Frau Dr. Theden hat 1972 (Das Absterben
Holz zerstörender Pilze in trockenem HolzMat.
Org 7, S 1–10) veröffentlicht, dass nach ihren
Versuchen nach zwei Jahren in trockenem Holz
Hausschwamm beim Befeuchten nicht wieder
ausgekeimt ist. Ähnliche Erfahrungen hat der
Verfasser vor Ort an unterschiedlichen Baustel-
len gemacht.
Jedes Hausschwammvorkommen in un-
terschiedlichen Gebäuden ist in Nuancen an-
ders. Die Grundbedingung für ein aktives Haus-
schwammwachstum ist und bleibt Feuchtigkeit,
wie bereits weiter oben angesprochen. Deshalb
unterscheidet der Verfasser bei seinen Untersu-
chungen nicht nur die Art des Hausschwammes
und den Befallsumfang, sondern das wichtigste
Kriterium ist die Frage, wird noch Wasser zu-
geführt, woher wird Wasser zugeführt und wie
ist es möglich dieses Gebäude so zu trocknen,
dass die Baustoffe möglichst schnell die Feuch-
tigkeit verlieren.
In den letzten Jahren setzt sich auch immer
mehr die Erkenntnis durch, dass Hausschwamm
sehr zugluftempfindlich ist und es gibt genü-
gend Berichte darüber, dass bei watteartigem
Luftmyzel, das der Zugluft ausgesetzt wird, eine
Rückentwicklung zu beobachten ist und nach 1-2
Wochen von dem Hausschwammgeflecht an der
Holzoberfläche praktisch nichts mehr erkennbar
ist. Auch das ist bei der Unter-
suchung eines Hausschwamm-
befalls zu berücksichtigen.
Die Ausbreitung des Haus-
schwamms im Mauerwerk ist
ein besonderes Kapitel, das
direkt mit den Lebensbedin-
gungen des Hausschwamms in
Verbindung steht.
Hausschwammgeflechte
entziehen dem Mauerwerk
Feuchtigkeit, lagern aber
das Abbauprodukt Oxalsäure
im karbonatisierten Kalk der
Wand ab. Demnach ist Haus-
schwamm immer dort sehr häufig zu finden, wo
Kalk als Bindemittel im Mörtel eingesetzt wur-
de. Das sind erfahrungsgemäß Ziegelsteinbauten
vor 1930. Erst ab dieser Zeit hat sich die An-
wendung von Zement als Bindemittel mehr und
mehr durchgesetzt.
Interessant ist auch die Beobachtung in
der Praxis, dass der Hausschwamm sowohl im
Anfangsstadium als auch im fortgeschrittenen
Joachim
Wießner
ö.b.u.v. Sach-
verständiger
der Hand-
werkskammer
Oldenburg für
das Holz- und
Bautenschutz-
gewerbe, seit
1986 vereidigt
Heinrich-Heine-Straße 6
49688 Lastrup
Telefon: 0 44 72 / 94 84 - 0
Telefax: 0 44 72 / 94 84 84
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Foto: Epp · (CC BY-SA 3.0)
Schützen & Erhalten · Juni 2014 · Seite 20
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