InfoCAD, RoWa Soft sowie Nement-
schek Frilo bis hin zu Minea-Erdbe-
bensimulation.“
Christoph, mir wird in letzter Zeit
häufig folgende Frage gestellt: Bei
Mauerwerksinjektionen, egal ob beim
Einbau einer nachträglichen Hori-
zontalsperre im Injektionsverfahren
(Bohrlochinjektion), Flächen- oder
einer Schleierinjektion, werden Boh-
rungen in das Kellermauerwerk ein-
gebracht. Können diese Bohrungen
das Kellermauerwerk derart schwä-
chen, dass die Statik des Gebäudes
in Gefahr gerät?
„Grundsätzlich ist es so, dass
der Mauerwerksquerschnitt im Be-
reich der Bohrungen um etwa 15%
gemindert wird. Scheinbar entsteht
hier ein statisches Problem, sofern
das Mauerwerk wirtschaftlich be-
messen (sprich: ausgenutzt) wur-
de. Verschiedene Umstände bewir-
ken aber, dass die Standsicherheit
gewährleistet bleibt:
– Sicherheitsfaktoren bei den
Materialkonstanten: Die
Steine und der Mörtel sind
in Wirklichkeit tragfähiger als
der von unsereins in der
Berechnung anzusetzende
Wert.
– Der Bauzustand. Die
Bemessungsansätze gelten
für eine lange Nutzungszeit
des Gebäudes (> 50 Jahre).
Die Schwächung durch Injek-
tionen wirkt aber nur wenige
Tage.
– Die in der Bemessung anzu-
setzenden Multiplikatoren
der Lasten (je nach Lastfall
mindestens +35%).
Sofern an einem „gesunden“ und
nicht vorgeschädigten Mauerwerk
gearbeitet wird und während der
Ausführung die Richtlinien und
einschlägigen Arbeitsanweisungen
eingehalten werden, bestehen
hinsichtlich der Schwächung des
Mauerwerks durch die notwendi-
gen Bohrungen keinerlei Beden-
ken. Anders kann es allerdings
aussehen bei nicht regelgerecht
errichtetem und/oder mit nur we-
nig Last beaufschlagtem und/oder
vorgeschädigtem Kellermauerwerk.
Weil Kellermauerwerk auch hori-
zontal belastet wird, z. B. durch
Erddruck, muss das sogenannte
Überbindemaß (Ü-Maß = der Ab-
stand der vertikalen Fugen zwi-
schen zwei aufeinander folgenden
Steinreihen) eingehalten werden.
Das Überbindemaß muss minde-
stens 0,4 ×h betragen, wobei h für
die Steinhöhe steht. Das ausrei-
chend große Überbindemaß sorgt
für eine ausreichende Verzahnung
des Mauerwerks. Diese ist wichtig,
weil Kellermauerwerk Last nicht nur
vertikal (zwischen Sohle und Kel-
lerdecke), sondern auch horizontal
(z. B. von Außenwand zu tragender
Innenwand) abträgt. Dieses Verhal-
ten nennt man auch „Gewölbewir-
kung“. Kellermauerwerk, welches
beide Richtungen des Lastabtrags
nutzen kann, ist um ein Vielfaches
tragfähiger als eines mit nicht aus-
reichendem Überbindemaß.“
Verstehe ich Dich richtig? Grund-
sätzlich gilt, dass Mauerwerk mehr
horizontale Last „ertragen“ kann,
je mehr es mit vertikaler Last be-
aufschlagt wird?
„Ja, aber natürlich nur bis zum
Erreichen der maximalen Druck-
spannung. Dies kann man sich mit
einem einfachen Experiment vor
Augen führen. Stapelt man meh-
rere Holzklötze (ja, ich meine die
hellfarbenen und bunten, mit de-
nen jeder früher gespielt hat) lose
aufeinander, so kann man diese
leicht mit einem Finger umstoßen.
Drückt man aber auf den gleichen
Stapel von oben mit dem Handbal-
len und lehnt sich mit dem Ober-
körper darauf, benötigt man schon
eine erhebliche Kraft, um aus die-
sem Stapel auch nur einen einzel-
nen Klotz zu bewegen. Deshalb ist
Vorsicht geboten bei wenig verti-
kal belastetem Kellermauerwerk. Als
„Klassiker“ sind hier eingeschossige
Bungalows oder leichte Fertighäu-
ser zu nennen.“
Da war es, das Glühen im Auge des
Statikers.
„An dieser Stelle vielleicht
ein kleiner Exkurs: Was ist die maß-
geblich beeinflussende Steineigen-
schaft für die Größe der maximal
möglichen Druckspannung einer fer-
tigen Wand aus diesem Steinmate-
rial und Mörtel? Viele würden nun
antworten: Die maximal mögliche
Druckspannung im Stein. Falsch!
Die richtige Antwort wäre gewesen:
Fachbereiche
Bautenschutz