Fachexkursion
Ein Ausflug in die Renaissance
Bautenschutzexkursion in die Toskana
Florenz,
Hauptstadt und größte Stadt der Toskana,
ist berühmt für seine Geschichte, der man
sich in der Altstadt an keinem Punkt ent-
ziehen kann. Das historische Zentrum, von
der UNESCO als Weltkulturerbe ernannt,
zieht Jahr für Jahr Millionen von Touristen
an, was dazu beiträgt, dass Florenz mit
fast 4,2 Millionen Besuchern im Jahr
2013 weltweit an 40. Stelle unter den
meist besuchten Städten rangierte. In
der gleichen Studie rangiert Berlin mit
4,3Millionen Besuchern an 37. Stelle.
Als Handels- und Finanzmetropole strotze
Florenz im 16. Jahrhundert geradezu vor Reich-
tum und wurde, gefördert durch das mächtige
Fürstenhaus der Medici, zu einem Anziehungs-
punkt für Künstler und Gelehrte. Entsprechend
gilt die Stadt als die Wiege der Renais-
sance, untrennbar verbunden mit Namen wie
Michelangelo, Leonardo da Vinci, Botticelli,
Donatello oder Raffael.
Wer Florenz besucht, den erwarten zahllose
Museen, Kirchen, Paläste, Gärten und Plätze, die
einerseits als kulturelles Erbe den Reichtum der
Stadt verkörpern, andererseits aber aufwendig
erhalten und instandgesetzt werden müssen.
Somit ein ideales Ziel für eine Holz- und Bau-
tenschutzexkursion; denn was für so viele itali-
enische Städte gilt, lässt sich auch in einer Vor-
zeigestadt wie Florenz nicht übersehen: Feuch-
tigkeitsschäden, wohin das kundige Auge reicht
und die dringend eines Fachmannes bedürften.
Entsprechend gestaltete sich der Stadtrund-
gang unter architektonischen Gesichtspunkten als
eine hoch interessante Mischung aus Historie, den
baulichen Maßnahmen zu deren Erhaltung sowie
einem verhaltenen Aufbruch in die Moderne, denn
neben seinen Prachtbauten aus dem 16. und 17.
Jahrhundert verfügt auch Florenz über zahlreiche
Versuche, zumindest außerhalb der historischen
Altstadt, das 20. Jahrhundert richtungsweise in
das Stadtbild zu integrieren. Hier bildet vor allem
der Justizpalast, ein bereits 1970 geplanter, aber
erst nach 2000 erbauter Hochhauskomplex, einen
Kontrapunkt, wie er krasser kaum sein könnte.
Der wegen seiner Größe und Form umstrittene
Gebäudekomplex basiert auf einem Entwurf des
Architekten Leonardo Ricci, dem es, verstorben
1994, ebenso wie vielen seiner Kollegen zur Zeit
der Renaissance nicht vergönnt war, sein Meister-
werk persönlich zu vollenden.
Carrara
Da zu jeder Bautenschutz-Fachexkursion
auch ein Überblick über die zum Einsatz ge-
kommenen Baumaterialien gehört, bot es sich
geradezu zwingend an, den in Florenz augen-
scheinlichsten Baustoff aus den ca. 120 km
entfernt liegenden Steinbrüchen in Carrara
direkt in seinem Abbaugebiet zu erkunden.
Carrara-Marmor ist zweifelsfrei einer der be-
kanntesten Marmore weltweit. In Carrara und
Umgebung wird bereits seit Ende der römischen
Republik Marmor abgebaut, der spätestens
durch den Florentiner Renaissance-Bildhauer
Michelangelo seinen weltweiten exklusiven
Ruf erlangte. So haben mit Gian Lorenzo,
Luigi Bernini, Pisano, Donatello und Canova die
bedeutendsten Architekten und Bildhauer der
italienischen Renaissance aus den Steinbrüchen
der Berge Carraras ihre Marmorblöcke bezogen.
Carrara-Marmor wurde im Dom von Florenz, im
Campanile von Pisa, im Petersdom zu Rom, aber
auch im ehemaligen World Trade Center in New
York und in den Kasinos von Las Vegas verbaut.
Heute findet Carrara-Marmor vor allem als
Boden- und Treppenbeläge, Fensterbänke im
Innenausbau sowie als Natursteinfliesen in
Bädern seine Verwendung. Um den Bedarf zu
decken, wird der Carrara-Marmor in etwa 150
Brüchen über- und untertage mit Seilsägen und
Schrämen herausgesägt. Die tonnenschweren
Rohblöcke werden mit LKWs ins Tal gebracht
und in die mehr als 250 steinverarbeitenden Be-
triebe in Carrara und Massa transportiert, wo sie
mit Gattersägen, Blockkreissägen oder Seilsägen
weiter zu Tranchen, Platten, Fliesen und anderen
Steinprodukten verarbeitet werden.
Drei Viertel der Gesamtproduktion gehen in
den Export, über 50% der Förderung in arabische
Länder und nach China. Insgesamt verdienen
4.000 Menschen heute ihren Lebensunterhalt
mit der Gewinnung von Marmor, davon gut 1.000
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