Schützen & Erhalten - page 12

Kann das Risiko von Algen- und
Pilzbefall auf Fassaden mini-
miert werden? Wie lässt sich
Fassadenvergrünung beheben?
Die ungewollte Fassadenvergrünung
ist weder eine Laune der Natur noch
eine handwerkliche Fehlleistung des
Ausführenden, stellt aber oftmals
für Bauherren eine ästhetische Be-
einträchtigung dar und verändert
die Eigenschaften der Oberfläche
deutlich im Hinblick auf Biokor-
rosion und Verschmutzung. Der
Befall mit Grün- und Blaualgen und
der Bewuchs von Schwärze- und
Schimmelpilzen auf Fassaden ha-
ben unterschiedlichste Einflüsse,
die bautechnischer Natur oder ma-
terialspezifisch sein können. Um-
welteinflüsse, wie der Standort des
Gebäudes, und/oder hausnaher Be-
wuchs können hierbei ebenso in
einem Atemzug genannt werden,
wie die klimatischen Beanspruchun-
gen der Verwitterungsschicht/Fas-
sade.
„Es ist nicht möglich einen
vorhandenen Algen- und Pilzbefall
oder das Risiko eines möglichen
Algen- oder Pilzbefalls an Fassaden
mit nur einer Ursache zu erklären“
,
(1)
jedoch ist die wesentliche Voraus-
setzung für die Ansiedlung von Mi-
kroorganismen auf Fassaden Feuch-
tigkeit auf der Oberfläche. Die
nächtliche „Betauung“ auf dem
WDV-System durch Unterschreitun-
gen der Taupunkttemperatur bil-
det oftmals die Grundlage für ei-
nen nährstoffreichen, feuchten Film
und den damit verbundenen Algen-
und Pilzbefall auf meist nachträg-
lichen, außenseitig gedämmten
Fassaden.
Der Fachverband WDV-Systeme
nahm sich des Themas von Algen
und Pilzen auf Fassaden an und
publizierte entsprechende Fachin-
formationen.
Zuständigkeiten
Bei der Frage nach der Zustän-
digkeit trifft man wie üblich auf
das bekannte Dreigestirn:
Planer,
Hersteller und Verarbeiter.
Das
Merkblatt wendet sich an die
Pla-
nung
und fordert, die Gebäudekon-
struktionen abzustimmen auf die
vorab genannten Einflussfaktoren,
d. h. unter Berücksichtigung der
Detailausbildungen (z.B. ausrei-
chendem Dachüberstand und
geeigneter Tropfkanten) unnötige
Niederschlagsbelastung vom Gebäu-
de fernzuhalten. Wie auf der Ab-
bildung 3 dargestellt, ist dort dieser
Empfehlung nicht nachgekommen
worden. Die ungenügende, bzw.
nicht vorhandene Tropfkante und
die Abdeckung in der Waagerech-
ten lässt Niederschläge schlecht ab-
laufen und nicht ausbleibende
Schmutzablagerungen auf der At-
tika bieten reichlich Nährstoffe für
Mikroorganismen, die bei heftige-
ren Regenfällen abgespült werden
und die Fassade zusätzlich mit
„Nahrung versorgen“. Eine derar-
tig ungenügend konstruktive De-
tailausbildung verdient in der Be-
wertung nicht nur die Hausnum-
mer 6.
„So kann z. B. der beste Putz
oder Anstrich befallen werden, wenn
er durch mangelhafte Detailausbil-
dung (Wasserführung) ständig nass
gehalten wird.“
(2)
Die Empfehlung der Richtlinie
an die
Materialhersteller
lautet
,
dass
„…aus ökologischen Gründen
der präventive Einsatz von Bioziden
nur begrenzt in Frage kommt…“
,
jedoch unabhängig von Einfluss-
möglichkeit auf die Baukonstruk-
tion es für die herstellende Indu-
strie ratsam ist, Werkstoffe/ Pro-
duktsysteme mit erhöhter Pilz- und
Algenresistenz auszurüsten.
(3)
Der
Verarbeiter
, oftmals der
Stuckateur, kann in der Beratung
des Bauherren auf die zu verwen-
denden Werkstoffe nur bedingt Ein-
fluss nehmen. Objekt bezogen un-
terbreitet er dünn- oder dickschich-
tige Putzaufbauten. Hierauf oder
auf WDV-Systemen empfiehlt der
Folgehandwerker/Maler Edeldünn-
putze oder Anstrichsysteme und
nach Auswahl des Produktsystems
erfolgt werkstoffgerecht die Aus-
führung durch den Fachhandwer-
ker. Bekanntlich kommt es trotz
fungizider und algizider Ausrüstung
von Putzen, Beschichtungen und
Anstrichsystemen zum Befall auf
der Fassadenfläche.
„Die erhöhte
Feuchtebelastung der Fassaden führt
zu einer beschleunigten Auswa-
schung der wasserlöslichen bioziden
Wirkstoffe wegen der Bewitterung
der Beschichtung.“
(4)
Biozide
Biozide sind biologisch wirk-
same konservierende Substanzen,
welche Bakterien, Algen und Flech-
„Algen und Pilze
– keiner will’se“
Teil II
Bekämpfung der ungewollten Begrünung
auf Sockeln und Fassaden
FACHBEREICHE
Bautenschutz
Bild 2: Deckblatt der Technischen
Informationen Algen und Pilze auf
Fassaden.
Bild 3: „Hausnummer 6“.
1...,2,3,4,5,6,7,8,9,10,11 13,14,15,16,17,18,19,20,21,22,...40
Powered by FlippingBook