Schützen & Erhalten · Dezember 2001 · Seite 29
DER SERVICE
Veranstaltungen
1. Bauchemie-Fachtage waren erfolgreich
Mit fast 3.000 Teilneh-
mern (1999: 2.600) an 37
Veranstaltungen verzeich-
nete das Kongresspro-
gramm der Baufach ein
gestiegenes Interesse.
Allein der Industriever-
band Deutsche Bauchemie
e.V. zählte bei den „1.
Bauchemie Fachtagen
Leipzig“ 440 Teilnehmer.
Dieser Industrieverband
hatte zum Dialog mit Pla-
nern und Anwendern ge-
laden. Jochen Nickel aus
Westerland/Sylt war dabei
und berichtet für Sie von
zwei Vorträgen, die nur
ein Ausschnitte aus dem
interessanten Programm
waren.
Beton erhalten –
aber wirtschaftlich!
Die Herren Müller und Nos-
büsch (Sto Cretec ) hatten als
Thema die: „Wirtschaftliche Ver-
arbeitung in der Betonerhal-
tung“.
Vorgestellt wurde ein neues
Produkt, mit zwei wichtigen
Einsparungspotenzialen und da-
mit höherer Gewinnquelle für
ausführende Unternehmen:
1. Personal und Zeiterspar-
nis, durch Verarbeitung im
Spritzverfahren, Silotechnik,
vollautomatisierte Misch-und
Fördertechnik. Außerdem der
komplette Wegfall der zwei Ar-
beitsschritte „Haftschlämme“
und „Feinspachtel“, da der
Mörtel zum einen die geforder-
ten Haftzugwerte auch ohne
Vorschlämmen des Untergrun-
des erreichen würde, und
gleichzeitig fein abziehbar wäre.
2. Weniger Materialver-
brauch auf Grund geringer
Dichte des Mörtels, das heißt,
geringerer Materialkosten ins-
gesamt.
Nach Beendigung IhresVor-
trages wurden die Referenten
in der Diskussion zum Teil hef-
tig unter Beschuss genommen.
Von einer anwesenden Ar-
chitektin wurde ihnen ironisch
gratuliert zur Erfindung der „ei-
erlegenden Wollmilchsau“.
rung. Ein starkes Sicherheits-
denken hätte Regelwerke her-
vorgebracht, die es dem An-
wender oft schwierig machten,
zu wirtschaftlichen Lösungen
zu gelangen.
Denkmalgerechte
Betoninstandsetzung
In der Einleitung seines Re-
ferates wies Jens Engel (Rem-
mers Bauchemie) darauf hin,
dass in Zukunft vermehrt auch
Betonbauwerke verschiedenster
Art ein Alter erreichen würden,
das sie - als Zeugen der Zeit -
zu Baudenkmälern werden las-
se. Genauso wie alle andere Ma-
terialien, so erfordere die Sa-
nierung von Beton unter den
Gesichtspunkten des Denkmal-
schutzes objektspezifische Lö-
sungen.
Die Verwendung von Stan-
dardmaterialien beziehungswei-
se die Arbeit nach Richtlinie
wäre hier oft nicht optimal. Der
Referent konkretisierte diese
Feststellung an einem Sanie-
rungsobjekt besonderer Art:
Die Arbeiten an den Zaun-
pfählen des ehemaligen KZ-
Auschwitz. Nach über 60 Jah-
ren sind diese – als wichtiger
Teil einer historischen Gedenk-
stätte – stark geschädigt. Ar-
beitsauftrag war nicht etwa die
Wiederherstellung des ur-
sprünglichen Zustandes, son-
dern die Konservierung der
Bausubstanz im Ist-Zustand,
das heißt, von „noch relativ in-
takt“, bis „ in Trümmern am
Boden liegend“.
Die schonendste Form der
Untergrundvorbehandlung,
geringst möglichster Eintrag
von substanzfremden Materia-
lien und bestmögliche Struk-
turangleichung waren hier die
wichtigsten Kriterien.
Sicher wird ein solcher Auf-
trag für den Durchschnitts-Bau-
tenschutzbetrieb auch in Zu-
kunft die seltene Ausnahme
sein. Es bleibt jedoch der Hin-
weis auf unsere Verpflichtung,
auch jenseits von DIN und VOB
unter schwierigen, nicht vor-
hersehbaren Bedingungen
kompromissfähige Lösungen zu
suchen. Dies ist – anders als
im Neubaubereich – unsere
spezielle Aufgabe als Speziali-
sten unseres Faches.
Die Richtigstellung folgte
dann auch:
Zum einen handelt es sich
bei den dargestellten Mörtel-
systemen keineswegs um eine
Neuentwicklung: ähnliche Pro-
dukte sind seit langen Jahren
auf dem Markt. Zu dem wurde
klargestellt, dass der Mörtel zu-
gelassen ist nach der Bauregel-
liste C, also nicht in statisch
relevanten Bereichen (Gleiches
gilt für Mörtel mit „integrier-
tem“ Korrosionsschutz).
Nach Ansicht hochrangiger
Vertreter der Bauchemie, WTA,
und anderen, habe die Liste C
als Freiraum für innovative Pro-
dukte ihre Bedeutung. Beklagt
wurde die „Überreglementie-
rung“ im Bereich Betonsanie-
Jochen Nickel