Schützen & Erhalten - page 28

„Wärmelücken“ zwischen den Antennen wurden
durch Versetzen um eine halbe Antennenbreite
geschlossen. Aufgrund unterschiedlicher Balken-
dimensionen kamen verschiedene Hornstrahlan-
tennen zum Einsatz.
Die technologischen Parameter zum Erhit-
zen der Holztafeln (2–3,5 cm Holzdicke) wurden
durch Messungen mit der Infrarotkamera wäh-
rend des Aufheizvorganges auf der Rückseite
der Deckenschalung ermittelt, um ein häufiges
Anbohren der Tafeloberseite für Thermosonden
zu vermeiden.
Zum Nachweis des Bekämpfungserfolges an
den farbig gefassten Decken wurden durch das
Institut für Holztechnologie Dresden (IHD) Prüf-
körper aus Kiefersplintholz mit
Serpula lacrymans
als Reinkultur zur Verfügung gestellt. Diese Prüf-
körper wurden über Bohrungen in verschiedene
Deckenbalkenquerschnitte und in zwei bemalte
Holztafeln eingelassen. Die ausführende Firma
war über die Lage der Prüfkörper in den Decken-
feldern nicht informiert.
Zwei Rückstellproben verblieben im IHD,
während zwei weitere Kontrollproben auf der
Baustelle eingebaut, aber nicht bekämpfend
behandelt wurden.
Der anschließende Vitalitätstest im Labor des
IHD ergab bei den Rückstellproben und Kontroll-
proben der Baustelle eine deutliche Auskeimung
des Hausschwamm-Myzels während an den in
Balken und Holztafeln bekämpfend behandelten
Proben keinerlei Vitalität des
Serpula lacrymans
zu verzeichnen war.
[3]
Vor und während des Mikrowelleneinsatzes
wurden die Holzfeuchten an Balken und Holzta-
feln überwacht. Im Mittel ergaben sich Schwan-
kungen von 3–4% und damit eine kurzzeitige
Trocknung der Holzteile von 15–17% auf minimal
12%. Mögliche Veränderungen an der Malschicht
wurden visuell kontrolliert. Es traten keine Farb-
veränderungen und nur geringfügige Malschicht-
ablösungen auf, die lokal nachgefestigt werden
konnten. Vereinzelt kam es zu Harzaustritten,
die nach Aushärtung des Harzes schadensfrei
abgestoßen werden konnten.
Schlussbetrachtung
Wie bekannt, sieht die DIN 68800/4 im
Punkt 10 den Einsatz von elektrophysikalischen
Verfahren, zu dem das Mikrowellenverfahren
zählt, nur für die Bekämpfung eines Insektenbe-
falls vor. Zur Erklärung wird angeführt, dass die
Wirksamkeit wie beim Heißluftverfahren darauf
beruht, dass das Holz erwärmt wird. Dies bedeu-
tet letztendlich, dass auf thermischen Wege der
Punkt erreicht werden soll, bei dem ein Schad-
organismus abstirbt. Das trifft für das Mikro-
wellenverfahren genauso zu. Worin besteht nun
der Unterschied in der thermischen Bekämpfung
zwischen Insekten und Pilzen, hier Echter Haus-
schwamm? In der letalen Temperatur?
Schaut man sich die unterschiedlichen Ziel-
stellungen der Versuche mittels Mikrowellentech-
nik an, die durch die BAM in Zusammenarbeit
mit Herstellern dieser Technik gemacht wurden,
so wurde bereits 2005 mit Zieltemperaturen von
80°C und mit Haltezeiten von
30 min der Nachweis einer Ab-
tötung erreicht.
[5]
Würde man
die Vorgaben der DIN und des
entsprechenden WTA-Merk-
blattes zum Heißluftverfahren
hinsichtlich der Temperatur
und der Haltezeit beim Mi-
krowellenverfahren anwenden,
würde das nur einen Schluss
zulassen: nicht effektiv, un-
bezahlbar.
Das gleiche trifft für die
Bekämpfung von Insekten
mit der Mikrowellentechnologie zu, wobei die
Einschränkung „für begrenzten Insektenbefall“
eine Interpretationsfrage ist.
100 m
2
, 450 m
2
oder gar 2400 m
2
erfolgreich
mit Mikrowellentechnologie behandeltes Parkett
gegen
Lyctus-
Befall kann man wohl schwerlich
„begrenzt“ nennen.
Es ist letztendlich eine Frage, wie viel Tech-
nik man einsetzen kann.
Ebenso ist im Gelbdruck zum WTA-Merkblatt
Sonderverfahren im Holzschutz, Teil 1 Bekämp-
fungsmaßnahmen
[6]
in einer Übersicht ausge-
führt, dass die Mikrowellentechnologie zur Be-
kämpfung von Pilzen wenig geeignet und für
großflächige Anwendung ungeeignet ist.
Die Temperatur- und Zeitverhältnisse wurden
wie in der DIN dargestellt.
Dies begründet sich daraus, dass bei der Er-
stellung der Norm Zweifel bezüglich Allgemein-
gültigkeit und Praxisbewährtheit elektrophysi-
kalischer Verfahren bestanden.
[6]
Das ist nach nunmehr 10-jähriger, erfolg-
reicher Anwendung des Mikrowellenverfahrens
sowohl bei der Bekämpfung von Insekten als
auch des Echten Hausschwammes unserer Mei-
nung nach nicht mehr haltbar. Wie schon ge-
sagt, die Beschreibung hier an diesem Objekt
ist nur ein Beispiel.
So wurde auf dem letzten Sachverständigen-
tag EIPOS Holzschutz im Dezember 2013 u. a.
ausgeführt: Gerade die Forderungen der Denk-
malpflege zum Erhalt historischer Bausubstanz
führt in der Praxis immer wieder zur Reduzierung
von Rückschnitten, getragen durch die „Denk-
malpflegeklausel“ in der DIN 68800/4. Das Säch-
sische Denkmalschutzgesetz (SächsDschG) bietet
hier Rechtssicherheit.
In der Praxis wird damit der Einsatz von
alternativen Sonderverfahren abgedeckt, auch
ohne Fixierung in Normativen Anhängen bzw.
nach Anerkennung als allgemein anerkannte
Regel der Technik.
[7]
Dirk Böhme,
Dipl.- Bauing. (TU), Restaurator (HfBK),
Sachverständiger für Holzschutz,
Büro für Bauuntersuchung und Restaurierung
Böhme & Wiedemann, Dresden
Steffen Steinbach,
Dipl.-Ing., Sachverständiger für Holzschutz
(EIPOS), MTB Mikrowellentechnik Bauwerks
­
erhaltung Holzschutz, Mittenwalde
Bilderquelle: Dirk Böhme
Literaturangaben:
[1] Bericht zur historischen Bauforschung und restau-
ratorischen Bestandsaufnahme, Neuunterbringung
Finanzamt Pirna – Herrenhaus, Verfasser Dirk Böh-
me, 2014, Archiv des Staatsbetrieb Sächsisches Im-
mobilien- und Baumanagement, NL Dresden I.
[2] Holzschutztechnisches Gutachten, Neuunterbrin-
gung Finanzamt Pirna - Herrenhaus, Verfasser Dirk
Böhme, 2013, Archiv des Staatsbetrieb Sächsisches
Immobilien- und Baumanagement, NL Dresden I.
[3] Prüfbericht Nr. 1213183, Bereitstellung und Unter-
suchung von Proben für die Erfolgskontrolle einer
Schwammbekämpfung (Finanzamt Pirna, Bekämpfung
durch Mikrowellenbehandlung, Institut für Holz-
technologie Dresden gemeinnützige GmbH, 2013,
Archiv des Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien-
und Baumanagement, NL Dresden I.
[4] BAM – Untersuchungsbericht 4.1/8497 vom 4.7.2012.
[5] BAM – Untersuchungsbericht IV.1/7882 vom
2.11.2005.
[6] „Thermische Bekämpfungsverfahren im Holzschutz
mit elektromagnetischen Wellen“, Rüdiger Plarre,
Steffen Steinbach, Ulf Roland, Ulf Trommler, Chri-
stian Hoyer, Vortrag zur 22. Holzschutztagung 2013
des sächs. Holzschutzverbandes e.V. am 16.03.2013
in Dresden.
[7] „Mikrowellen gegen Echten Hausschwamm“, Jan
Körner, Susanne Baumann-Ebert, EIPOS Tagungs-
band Holzschutz 2013.
Thermografie-Aufnahme
während der Behandlung eines
Deckenfeldes.
Thermografie-Aufnahme (unten)
während der Behandlung eines
Balkenabschnitts.
Praxis
Schützen & Erhalten · März 2014 · Seite 28
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