Schützen & Erhalten - page 25

Praxis
Mikrowellentechnologie im Einsatz zur
Schwammbekämpfung an bemalten Holzbalken­
decken – ein Beispiel
Das Objekt
Nach dem 30-jährigen Krieg entstand um
1663–1670 vor den Stadttoren Pirnas ein großes
Landwirtschaftsgut, das „Liebenausche Vorwerk“,
das in den folgenden Jahrhunderten eine wech-
selvolle Geschichte erfuhr. Im Rahmen der Neu-
unterbringung des Finanzamtes Pirna sind auf
diesem Areal neben mehreren Neubauten auch
umfangreiche Sanierungsarbeiten an Einzeldenk-
mälern des 17. und 19. Jh. erforderlich. Durch
den Bauherrn, den Staatsbetrieb Sächsisches
Immobilien- und Baumanagement (SIB), wurden
im Vorfeld der Planung umfangreiche Untersu-
chungen zur Schadenssituation und bauhisto-
rischen Wertigkeit der Bestandsgebäude veran-
lasst. Bei der Bauforschung am Herrenhaus des
Vorwerks kamen im Obergeschoss drei wertvolle
bemalte Holzbalkendecken zum Vorschein.
[1]
Die
teilweise profilierten und kassettierten Decken
trugen eine einheitliche Malereifassung von 1670
sowie teilweise auf zweitverwendeten Holztafeln
zusätzlich eine Beschlagwerkfassung um 1600.
Die Malerei der zentralen Decke, mit gemalten
Früchten und Vögeln in floraler Ornamentik, be-
fand sich in einem erstaunlich guten Zustand,
wenn auch die Holzkonstruktion durch Echten
Hausschwamm und Braunen Warzenschwamm
stark geschädigt war.
Der Zustand
Aufgrund ihres desolaten Zustandes war die
Dachkonstruktion des Herrenhauses bereits durch
ein Notdach ersetzt worden. Jahrzehntelanger
Leerstand und massive Durchfeuchtung hat-
ten an den Holzbalkendecken zu gravierendem
Schwammbefall geführt, der sich über die tief
in das Außenmauerwerk eingelassenen Mauer-
latten im gesamten Gebäude ausbreiten konnte.
Die holzschutztechnische Untersuchung
des Gebäudes ergab einen über alle Etagen
reichenden, großflächigen Befall der Holzkon-
struktionen und des Mauerwerks durch Echten
Hausschwamm und Braunen Warzenschwamm.
[2]
Durch die schweren Schäden war ein Ab-
bruch der einfachen Holzkonstruktionen des
Gebäudes unvermeidbar. Um so mehr galten die
Bestrebungen des Bauherrn (SIB) und des Lan-
desdenkmalamtes der Erhaltung der drei bemal-
ten Holzbalkendecken. Auch an diesen Decken
hatten sich Hausfäulepilze über einen Lehm-
schlag großflächig auf den Deckenfeldern und
Balkenoberseiten ausgebreitet.
Erklärtes Ziel der notwendigen Sanie-
rungen war eine komplette Erhaltung des Ma-
lereibestandes. Statisch notwendige Kürzungen
sollten sich auf die durch Braunfäule und Wür-
felbruch zerstörten Balkenauflager der Ostseite
beschränken.
Seitens des SIB wurde dafür eine Orien-
tierung auf nichtchemische Verfahren bei der
Schwammbekämpfung gefordert. Alternative
und auch nicht normierte Bekämpfungsverfah-
ren waren einem Einsatz von Holzschutzmitteln
ausdrücklich vorzuziehen.
Schützen & Erhalten · März 2014 · Seite 25
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