Den wettertechnisch versöhnlichen Abschluss
der Reise machte die oberlausitzer Kreisstadt
Bautzen. Doch nicht nur die Tatsache, dass im
Sommer auch einmal die Sonne scheinen kann,
sorgte hier für Verwunderung. Für die meisten
Teilnehmer war Bautzen wohl die größte Über-
raschung der Reise. Denn wer hier eine trost-
lose Gefängnisstadt vermutete, wurde schon von
der Autobahn aus eines Besseren belehrt. Ein-
drucksvoll präsentierte sich die Silhouette des
1000-jährigen Bautzens mit ihrem historischen
Stadtkern dem Besucher schon von weitem. Und
tritt man in die hoch über dem Tal der Spree ge-
legene Stadt ein, beeindruckt die Altstadt mit
ihren Baudenkmalen, Türmen, mittelalterlichen
Gassen und stimmungsvollen Kneipen. Bautzen
ist eben genau das Gegenteil von dem, was man
erwartet. Und zudem hat Bautzen noch eine Be-
sonderheit: Die Stadt ist das kulturelle und po-
litische Zentrum der Lausitzer Sorben, eine sla-
wische Minderheit ohne eigenes Mutterland mit
der Heimat Deutschland.
Die Reise endete somit nicht wie sie begann.
Sie endete bei strahlendem Sonnenschein und
der neugewonnen Erkenntnis aller Teilnehmer,
die zum ersten Mal Polen bereisten:
Polen ist unbedingt eine, ja man muss sogar
sagen, mehrere Reisen wert.
fr
alten Erscheinungsbild rekonstruiert. Dies spie-
gelt sich vor allem auf dem Rynek, dem präch-
tigen Marktplatz, wider, der rundum umsäumt ist
von stattlichen und mit Liebe zum Detail wie-
derhergestellten und sanierten Bürgerhäusern.
Diese Leistung ist umso beeindruckender, da
der Aufbau von einer Bevölkerung beschlossen
und umgesetzt wurde, die zu der untergegan-
genen Stadt keinen Bezug hatte und dennoch
bereit war, das kulturelle Erbe ihrer neuen Hei-
mat zu erhalten.
Krakau
Die Weichselmetropole zieht den Besucher
sofort in ihren Bann. Vergangenheit und Ge-
genwart sind hier untrennbar miteinander ver-
knüpft und prägen das einzigartige Antlitz und
die unbeschreibliche Atmosphäre dieser könig-
lichen Stadt.
Krakau, die alte Hauptstadt Polens und Krö-
nungsstätte der polnischen Könige, hatte eben-
so wie Görlitz das Glück von Kriegszerstörungen
verschont zu bleiben und besitzt daher eine der
historisch vollständigsten Bausubstanzen Euro-
pas, von der Romanik bis hin zum Jugendstil.
Entsprechend prägen die Stadt prächtige Bau-
werke der Gotik, Renaissance und des Barocks.
Und obwohl Krakau bereits 1596 das Machtzen-
trum an Warschau abgeben musste, gilt die zweit-
größte Stadt des Landes auch heute noch als
heimliche Hauptstadt. Dies zeigt sich vor allem
an der Bedeutung des Wawels für die polnische
Geschichte. In der über der Stadt thronenden
Schlossanlage sind die meisten polnischen Kö-
nige sowie zahlreiche Persönlichkeiten von he-
rausragender historischer Bedeutung begraben.
Bereits zweimal, 1992 und 2000, war Krakau
Kulturhauptstadt Europas. Seine Altstadt sowie
das jüdische Viertel im Stadtteil Kazimiers stehen
auf der UNESCO-Liste der zwölf bedeutendsten
historischen Städte der Welt und nicht weniger
als 55 Gebäude und Denkmäler wurden in die
höchste Stufe des Weltkulturerbes aufgenom-
men. Und dennoch ist Krakau alles andere als
ein bloßes Museum europäischer Baugeschichte.
Die Jagiellonische Universität, 1364 gegründet
und damit nach Prag die zweitälteste Universität
Mitteleuropas, bildet mit ihren 17 Hochschulen
insgesamt 130.000 Studenten aus. Entsprechend
vielfältig, jung und dynamisch präsentiert sich
Krakau seinen Besuchern.
Wer diese Kulturmetropole erleben will, der
sollte viel Zeit mitbringen und wenn möglich
eine Woche einplanen. Schon deshalb konnte
der eineinhalbtägige Exkursionsaufenthalt nur
ein Anreiz sein, die Stadt unbedingt noch ein-
mal zu besuchen.
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Nicht dem Wort Gottes, sondern den Erklärungen
zum Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche
galt hier das Interesse der Exkursionsteilnehmer.
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Einer der größten und imposantesten Barocksäle
weltweit, die Aula Leopoldina der Universität
Breslau.
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Restauratoren bei der Arbeit – Besichtigung einer
Kirchensanierung in Breslau.
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Breslau aus der Vogelperspektive, fotografiert
vom Turm der Universität.
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Sehens- und jederzeit einen Abstecher wert:
Die Altstadt von Bautzen.
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Gespanntes Warten auf die Besichtigung der
Leopoldina vor dem Portal des Breslauer
Universitätsgebäudes.
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Auferstanden aus Ruinen – der im Krieg zerstörte
Marktplatz von Breslau.
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Der Blick hinter die Fassaden überrascht und
lohnt sich. Hier die mit viel Liebe zum Detail
wiederhergestellte Kassettendecke eines im
Krieg zerstörten Patrizierhauses am Breslauer
Marktplatz.
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Ein Stück Himmel – das prachtvolle mit Sternen
übersäte Gewölbe der Krakauer Marienkirche.
Fotos: Dietger Grosser, Axel Werner
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Die Begräbnisstätte der polnischen Könige – die
Wawel-Kathedrale auf dem Krakauer Burgberg.
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DHBV-Exkursionen sind nicht nur lehrreich,
sondern auch anstrengend – deshalb das Semi-
nar zur Kunstgeschichte diesmal im Sitzen.
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Auch dies ein wichtiges Monument Krakauer
Stadtgeschichte: Das Bischofspalais Papst
Johannes Paul II, während seiner Amtszeit als
Erzbischof von Krakau.
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Für Bautenschützer eine „never ending story“ –
Wie saniert man richtig? Hier unter fachkundiger
Begleitung die Besichtigung ausgewählter
Objekte in der Krakauer Altstadt.
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Nur eine Stipvisite – Schloss Krieblowitz bei
Breslau, der Alterssitz des Generalfeldmarschalls
von Blücher.