Schützen & Erhalten - page 27

Fachbereiche
Schimmelpilze
Zusammenfassung und Ausblick
Wasser ist der Masterfaktor für mikrobielle
Aktivität. Keine andere ökophysiologisch wirk-
same Einflussgröße dominiert derart weitreichend
die Prozesse von Keimung, Wachstum, Stoffwech-
sel und Fortpflanzung. Dem Masterfaktor Wasser
die entsprechende Aufmerksamkeit zukommen zu
lassen ist daher zwangsläufig wichtig und richtig.
Als fassbares Bewertungskriterium bietet
sich die Wasseraktivität an. Die Wasseraktivität
korreliert direkt mit mikrobieller Aktivität und
Wachstumsprozessen. Wer also in der Lage ist die
Wasseraktivität zu beeinflussen, kann demnach
auch mikrobielle Prozesse steuern.
Das ist jedoch komplizierter, als man mei-
nen möchte. Zum einen, weil die Wasseraktivi-
tät eines Baustoffes durch viele stoffliche Eigen-
schaften beeinflusst wird und sich nicht einfach
als Quotient der relativen Luftfeuchtigkeit und
100 Prozent darstellen lässt. Zum anderen ha-
ben evolutionäre Prozesse dazu geführt, dass
auch Mikroorganismen über Möglichkeiten zur
Steuerung der Wasseraktivität verfügen und es
sich dank Taupunkterhöhung auch unter ver-
meintlich unfavorablen Bedingungen gemütlich
machen können.
Um dieses komplizierte Gebilde aus bauphy-
sikalischen Einflussfaktoren und mikrobieller
Antwort einfacher darstellen zu können, ist
das 80-Prozent-Kriterium durchaus sinnvoll,
solange nicht vergessen wird, dass es sich um
eine Vereinfachung aus praktikablen Gründen
handelt. Es sollte als richtungsweisend, aber
nicht in Stein gehauen, angesehen werden. An-
derenfalls darf man sich nicht wundern, wenn
die kleinen Viecher einen austricksen oder
eine Schadensursache auch mal nicht (rich-
tig) erkannt wird.
Baustoffe derart zu modifizieren, um die Was-
seraktivität zu beeinflussen, ist machbar. Erste
Ergebnisse zeigen, dass dies nicht grenzenlos
vorangetrieben werden kann, jedoch soweit,
dass kritische Belastungen zumindest kurzfristig
umschifft werden, ist möglich. Neu adaptierte
Messverfahren können dabei helfen geeignete
Prüfverfahren zu entwickeln. Dann lässt sich
auch noch mit dem 80-Prozent-Kriterium was
Sinnvolles anfangen.
Literatur:
1 F .E .PALMER, J -T .STALEY AND B. RYAN: Ecophysiology of microcolonial fungi and lichens on rocks in north-
eastern Oregon, New Phytol. (1990), 116, 613–620.
2 Klaus Pichardt: Lebensmittelmikrobiologie-Grundlagen für die Praxis, Springer Verlag Berlin 1993.
3 Gottfried Lohmeyer: Praktische Bauphysik, Teubner Verlag Stuttgart 1995.
4 Fritz H. Kayser, Kurt A. Bienz, Johannes Eckert, Rolf M. Zinkernagel: Medizinische Mikrobiologie, Thieme Verlag
Stuttgart 1998.
5 Peter Reuter: Springer Lexikon Medizin, Springer Verlag Berlin 2004.
6 F. Aonofrisei: „Snow – micro organism: Mais ou les neiges d’antan?” Workshop presentation TU Wien 2008.
7 A.A. Gorbushina, E.R. Kotlova and O.A. Sherstneva: Cellular responses of microcolonial rock fungi to long-term
desiccation and subsequent rehydration; Studies in Mycology, 2008, 61: 91–97.
8 C. Messal: New biodeterioration evaluation methods for façade coatings, surface coatings international, vol. 92,
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9 Domenico Scarafilo: Analyse der Sicherheit und Risiko in Gebäuden durch Mikroorganismen, GRIN-Verlag 2012.
10 Kristina Zakharova, Donatella Tesei, Gorji Marzban, Jan Dijksterhuis, Timon Wyatt, Katja Sterflinger: Microcolo-
nial Fungi on Rocks: A Life in Constant Drought? Mycopathologia, 2012, DOI 10.1007/s11046-012-9592-1.
11 Christian Kastner, Mirko R. Weide, Andreas Bolte, Bernhard Schöttmer, Roland Breves: Alternative Wege zu schim-
melresistenten Materialien, Biospektrum 04/2012 S. 444–446.
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