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Fachbereiche

Schimmelpilze

sondern mikrokolonial in kleinen Clustern ohne

typisches Myzel. Damit wird der Oberflächenkon-

takt reduziert. Das wird auch gern auf sog. mo-

difizierten Oberflächen praktiziert, wobei sogar

kleine Türmchen entstehen können. Als Folge der

Anpassung verschwindet mitunter die Pigmen-

tierung der Pilze, man sieht sie dann schlicht-

weg nicht mehr. (14, 16, 17)

Aber es geht auch genau umgekehrt. So

siedelt die Hefe Candida albicans als Sprosspilz

relativ unauffällig auf und im menschlichen

Körper. Erst wenn durch bestimmte Faktoren fi-

lamentöses Wachstum und Pseudomyzelbildung

initiiert wird, wechselt die Hefe das Lager und

wird pathogen. (4)

Kuscheln oder Killen?

Erfolgreiche Invasoren brauchen Verbündete.

Gern genommen werden dort Bakterien, Cyano-

bakterien aber auch Algen. Dabei ist nicht gleich

die Flechtenbildung gemeint. Es gibt Vorstufen,

z. B. die Pseudolichenisierung, welche vor allem

bei Fassadenbiofilmen sehr beliebt ist. Bei die-

sen Aktionen geht die Initiative zur Verbrüderung

jeweils vom Pilz aus. Über Botenstoffe und die

Bildung eines Lagers wird der auserwählte Partner

animiert, sich in die Fänge des Pilzes zu begeben.

Immer zu beiderseitigem Vorteil versteht sich.

Auch Outsourcing ist ein probates Mittel im

Reich der Pilze. So beschäftigt der Pilz Rhizopus

micorsporus Bakterien der Klade Burkholderia,

die für ihn das Mykotoxin Rhizoxin synthetisie-

ren. (10) Die gram-negativen bakteriellen Mit-

bewohner wuseln im gesamten Pilz herum. Bil-

det der Pilz Sporen, werden die Bakterien mit

eingelagert, damit die neue Generation gleich

vom ersten Tag an mit den freundlichen Helfern

ausgestattet ist. Bisher ist nicht bekannt, wie

viele fungale faule Socken Toxinpiraterie betrei-

ben, aber es dürften etliche sein.

Generell sind Pilze nicht zimperlich. Unterei-

nander bombadiert man sich gern mit Substan-

zen, die Apoptose (Zelltod) auslösen. Damit ver-

schafft man sich Nahrungsvorteile und sichert das

Habitat. Bekanntester Wirkstoff hierfür ist das

Farnesol, produziert in Candida albicans, welches

z.B. besonders gut gegen Aspergillus nidulans

wirkt. Fiese Masche – man tötet den pilzlichen

Gegner nicht, sondern animiert ihn zum Selbst-

mord. Kommt der Gegner mit den Wirkstoffen in

Kontakt, so tritt die Pilzkolonie den geordneten

Rückzug an. Da Pilze dies nicht durch weglaufen

realisieren können, bleibt ihnen nur die Möglich-

keit der Selbsttötung der Zellen im Kriegsgebiet.

Das Ergebnis kann mit bloßem Auge bewundert

werden: ein Befallsmuster mit sauber nach Gat-

tungen separierten Kolonien. (6, 11, 16)

Mitunter findet sich ein weiterer Partner im

Befallsbild ein – Milben. Diese weiden größe-

re Befälle ab und hinterlassen dabei ein neues

Problem. Fecal Pellets (Milbenkot). Damit kön-

nen ganz andere Allergiebilder entstehen, die

nicht ursächlich auf Schimmelpilze als Noxen

zurückzuführen sind.

Zugezogene

Auch bleibt es nicht bei den typischen in-

nenraumrelevanten Gattungen. Es lässt sich in-

ternationaler Zuzug feststellen. Sogenannte mi-

krokoloniale Pilze (micro colonial fungi, MCF),

üblicherweise in der heißen Wüste von Arizona

oder der Antarktis beheimatet (12), sind mitt-

lerweile auch in Innenräumen und auf Fassaden

mit Super-Dry-Effekt zu finden. Die Verwandten

der Black Yeasts können trotz Austrocknung bis

auf 10% Restfeuchte noch 80 Stunden ihren

Stoffwechsel aufrechterhalten und als dormante

(schlafende) Zellen überdauern. Auch nach 8 Wo-

chen völliger Trockenheit können sie innerhalb

eines Tages bei ausreichender Feuchte bis zu 20%

der ehemaligen Biomasse wieder aufbauen. Da-

mit sind auch Befälle auf Oberflächen möglich,

welche eigentlich als trocken gelten (13,15,17).

Aber es kommt noch besser: In einem Marssi-

mulator gesteckt, konnten die kleinen Biester

Schützen & Erhalten · Juni 2015 · Seite 23