Daneben drängte sich in der Lagunenstadt
geradezu die Frage auf, ob und wie die Bausub
stanz gegen weiteren Zerfall und den steigenden
Wasserstand geschützt werden kann.
Bestens vorbereitet trafen die Studenten
des zweiten Semesters in Venedig ein: Exkur
sionsleiter Mattias Zucchetti hatte im Vorfeld
Themen verteilt, zu denen sie eigenständig re
cherchieren mussten. Vor Ort konnten sie dann
ihren Kommilitonen und den begleitenden Do
zenten einen Kurzvortrag zur Baugeschichte und
Bedeutung von Palästen, Kirchen oder anderen
meist historischen, aber auch modernen Bau
ten halten. „Einige haben sich da richtig rein
gehängt!“, lobte Zucchetti die Vorarbeit der
Studenten, denn zu einigen Themen gab es nur
Quellen in italienischer Sprache, die erst mithil
fe von Bekannten erschlossen werden konnten.
Neben der Präsentation von Venedig-Klas
sikern wie dem „Dogenpalast“, den Palästen
am Canale Grande, der „Rialtobrücke“ oder dem
„Teatro La Fenice“ stellten einige Referate auch
einen unmittelbaren Bezug zu Fragen des Bau
ens im Bestand her. So erläuterte Maik Putzke
seinen Kommilitonen, dass der fast 100m hohe
„Campanile“ auf dem Markusplatz – das Wahr
zeichen der Stadt – 1902 im Zuge der Arbeiten
zum Einbau eines Fahrstuhls komplett zusam
menbrach, weil für die Statik wichtige Metallan
ker einfach beseitigt wurden.
Philipp Rose hatte zum „Molino Stucky“ re
cherchiert – ein mächtiger Backsteinbau, der sich
auf der gegenüber der Altstadt liegenden Insel
Ausbildung
Giudecca befindet. Der um 1895 als Getreide
mühle im Stile der norddeutschen Backsteingotik
errichtete Industriekomplex wird nach jahrzehn
telangem Leerstand und drohendem Zerfall seit
2007 als Fünf-Sterne-Hotel genutzt.
Trotz des anstrengenden Exkursionspro
gramms bei durchgehend schönem Sommerwetter
bewiesen die Studenten Ausdauer, als ein Refe
rat erst nach dem Abendessen gehalten werden
konnte. So lauschten alle trotz bereits hereinge
brochener Dunkelheit dem Vortrag von Thomas
Krandick über ein besonderes Forschungsprojekt:
Das „Haus mit den sieben Kaminen“ – ein Mehr
familienhaus aus dem späten 18. Jahrhundert,
war 1995/96 horizontal aufgetrennt und mithilfe
computergesteuerter hydraulischer Stempel er
folgreich komplett um 40cm angehoben worden.
„Experiment geglückt, für ganz Venedig aber wohl
zu teuer“, meinte der Student zum Abschluss
dieser sicherlich einmaligen Lehrveranstaltung.
Nach drei anstrengenden und eindrucksvollen
Programmtagen blickten Dozenten wie Studenten
auf eine erfolgreiche Venedig-Exkursion zurück,
bei der neben den fachlichen Aspekten auch das
angenehme Miteinander und das Zusammenwach
sen der Gruppe gelobt wurde. Die letzten Stunden
bis zur Rückreise nutzten die Studenten noch,
um mit selbst gesteuerten Motorbooten die La
gunenstadt auf eigene Faust zu erkunden oder
sie genossen das Flair der einmaligen Stadt in
einem ruhigen Straßencafé.
)
Dr. Susanne Diekmann
1
Auf den Stufen der Erlöserkirche Il Redentore lauscht die Gruppe einem Referat.
2
Wahrzeichen Venedigs: Der Campanile di San Marco und rechts der Dogenpalast.
3
Der steigende Wasserstand macht den Gebäuden schwer zu schaffen.
4
Molino Stucky: Die frühere Mühle wird jetzt als Hotel genutzt. Bilder: Schiweck, Diekmann
Venedig faszinierte Studenten
Auch in diesem Jahr ging es für die Studierende des Bachelor-Studiengangs „Bauen im Bestand“
an der Münsteraner Akademie Bauhandwerk nach Italien. Die Dozenten im Fach Baugeschichte und
Denkmalpflege hatten die Lagunenstadt Venedig als Exkursionsziel ausgewählt. Über tausend Jahre
Baugeschichte ließen sich hier auf engem Raum studieren und bewundern.
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