Schützen & Erhalten - page 22

Schützen & Erhalten · September 2011 · Seite 22
Der Schlauchpilz
Stachy-
botrys chartarum
ist ein Cel­
lulose abbauender Schimmel­
pilz. Primär findet man den oft
genannten Schimmelpilz
Sta-
chybotrys chartarum
an Gips­
kartonplatten und/oder auf
Cellulose-haltigen Tapeten. In
8% der Schimmelpilzschäden
gibt dieser innenraumrelevante
Schimmelpilz sein Stelldichein.
Bei „normalen“ Kondenswasser­
schäden muss man ihn nicht
fürchten, denn er benötigt
sehr viel Feuchtigkeit (0,94 Aw-Wert), sodass er
sich in den meisten Fällen bei Wasserschäden
präsentiert. Bei normalen Zimmertemperaturen
zeigen die Sporen auf weißen Untergründen ihr
tiefschwarzes Kleid.
Gefürchtet ist der Schimmelpilz
Stachybotrys
chartarum
als Mykotoxinbildner (Schimmelpilz­
gift). Aus der Gruppe der Trichothecenen werden
insbesondere das Satratoxin und das T 2-Toxin ge­
bildet. Der Schimmelpilz
Stachybotrys chartarum
wurde früher als
Stachybotrys atra
bezeichnet,
von welchem sich der Begriff „
Satra
toxin“ ab­
leitete. Der Begriff
Stachybotrys atra
wird heute
nicht mehr verwendet.
Die chronische Exposition (Aussetzung) mit
dem Schimmelpilz
Stachybotrys chartarum,
also
die andauernde Auseinandersetzung bzw. Auf­
nahme dieses Schimmelpilzes, kann zu folgenden
Symptomen führen:
– Nasenbluten und/oder Lungenbluten
– Störungen der Immunabwehr
– Müdigkeit, Schwindel
– Konzentrationsschwäche
– Hautreizungen/nässende Hautentzündungen
– Übelkeit, Kopfschmerzen
– Herzrhythmusstörungen
– Veränderung des Blutbildes
– Grippesyptome, Muskel- und Gelenk­
schmerzen sowie Unwohlsein
– Antriebsstörung
– Atemwegserkrankung (Asthma, Reiz­
husten, Bronchitis)
Bekannt wurde dieser Schimmelpilz durch die so­
genannten „Cleveland Babys“. Nach mysteriösen
Todesfällen bei Kleinkindern, wurde die Ursache
mit dem Schimmelpilz
Stachybotrys chartarum
in
Zusammenhang gebracht.
Leider können die Symptome, welche durch
die Aufnahme dieser Mykotoxine hervorgerufen
werden, sehr der Alzheimer-Krankheit ähneln. Die
Krankheitsbilder gleichen sich so stark, dass sie
sich nur durch spezielle Untersuchungen diffe­
renzieren lassen. Ausgeprägt sind die Beeinflus­
sung des Erinnerungsvermögens sowie die Beein­
trächtigung des logischen Denkvermögens. Unter
CALSITHERM
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0001275098_000001.pdf Oktober 17, 2007
Fachleuten wird diskutiert, ob
die Mykotoxine des Schimmel­
pilzes
Stachybotrys chartarum
in der Lage sind, die im Erbgut
genetisch fixierte Erkrankung
zum Ausbruch zu bringen.
Die Spore des Schimmel­
pilzes
Stachybotrys chartarum
weist auffällige Charakteri­
stiken auf. Aus diesem Grund
ist dieser Schimmelpilz in den
meisten Fällen durch ein Klebe­
filmpräparat im Labor zu iden­
tifizieren. Um diesen Schim­
melpilz vor Ort zu identifizieren, werden auch
Schnelltests angeboten. Zu nennen wäre hier z.B.
der ELISA-Test „Quanti Tox
TM
“. Bei Untersuchungen
der Raumluft wird der Schimmelpilz
Stachybotrys
chartarum
sehr häufig nicht nachgewiesen. Die
Sporen weisen eine schleimige Oberfläche auf,
sodass Adhäsionskräfte bei Kontakt mit anderen
Oberflächen wirksam werden. In diesem feuch­
ten Zustand ist deren Flugfähigkeit stark redu­
ziert. Bei Raumluftmessungen ist der schwerfäl­
lige Schimmelpilz
Stachybotrys chartarum
besser
nachzuweisen, wenn der Schadensbereich und
damit auch die Biomasse, ausgetrocknet sind.
Aber auch hier gilt Vorsicht: Selbst im ausge­
trockneten Zustand gilt die Spore dieses Schim­
melpilzes als schwerfällig.
Fazit
Eine Aufnahme des Schimmelpilzes
Stachy-
botrys chartarum
in den Körper ist unbedingt zu
vermeiden. Zwar produziert dieser Schimmelpilz
nur in etwa 35% der Fälle die oben genannten
Toxine, doch ist vor Ort nicht zu differenzieren,
welche Biomasse diese Mykotoxine beinhalten
und welche nicht. Wird das Vorhandensein dieses
Schimmelpilzes im Schadensbereich bestätigt,
so muss davon ausgegangen werden, dass auch
Mykotoxine vorhanden sind.
Grundsätzlich sind die Baustoffe, welche
mit mykotoxinbildenen Schimmelpilzen befallen
sind, auszubauen. Die Biostoffverordnung bzw.
die Handlungsanleitung der Bauberufsgenos­
senschaft (BGI 858) sind hierbei unbedingt zu
berücksichtigen. Es soll hier noch erwähnt wer­
den, dass die Giftaufnahme nicht nur durch die
Atemwege erfolgt, sondern auch über die Haut.
Die toxische Wirkung auf den menschlichen
Körper ist nachgewiesen. Hysterie und andere
Überreaktionen sind hierbei nicht sinnvoll. Das
Problem ist durch eine fachgerechte Sanierung
zu lösen. Dieser Artikel soll sensibilisieren und
vielleicht ein wenig Respekt vor dem Schimmel­
pilz
Stachybotrys chartarum
und anderen Myko­
toxinbildnern erzeugen.
Es schreibt
für Sie:
Dipl. Ing.
Norbert Becker
Fachbereichs-
leiter
Schimmelpilze
Aehlemaar 12
51467 Bergisch Gladbach
Telefon: (02202) 863853
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Berühmt und berüchtigt –
der Schimmelpilz
Stachybotrys chartarum
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