Schützen & Erhalten - page 21

verdünnt). Jetzt muss mit entsprechenden Vor-
richtungen dafür Sorge getragen werden, dass die
eingeblasene warme Luft sich möglichst gleich-
mäßig überall verteilt. Das wird mit Folien, mit
Verkleidungen und mit zusätzlichen Schläuchen
vorgenommen. Hier sind sehr unterschiedliche
Methoden möglich.
Schwierig wird es im Traufbereich. Hier
kommt häufig durch die Sogwirkung kalte Luft
in das Gebäude, besonders dann, wenn dieser
Bereich nicht zusätzlich außen abgedichtet wird.
Ein anderes Verfahren ist, heiße Luft von
mehreren 100 °C direkt aus einer Verbrennung
mit blauer Flamme mit kalter Luft in einen gro­
ßen Behälter zu mischen und dann ein Verbren-
nungsluft-/Frischluft-Gemisch mit etwa 120°C
in das Gebäude einzuleiten. Diese Methode wird
auch von einigen Firmen betrieben. Auch hier
wird im gleichen Verhältnis, wie zuvor benannt,
Feuchte in das Gebäude eingeleitet.
Es gibt nur sehr wenige Heißluftanwender,
die eine geregelte Rauchgasführung in ihren Ge-
räten eingebaut haben. Das sind meist leistungs-
fähige Brenner, die auf einem Anhänger oder
einem kompletten Lastwagen installiert sind.
Erkennbar sind solche Vorrichtungen daran, dass
an den Gehäusen ein Schornstein aufsteigt, aus
dem die Verbrennungsluft entweicht. Über einen
Wärmetauscher wird frische Luft aufgeheizt und
in das Gebäude eingeleitet. Bei dieser Methode
wird kein Wasser zugeführt.
Soll Hausschwamm z. B. in einem Fach-
werkhaus bekämpft werden, ist die Funktion
noch einigermaßen einleuchtend. Durch die
Hitzeentwicklung, ähnlich der Heißluftmetho-
de zur Bekämpfung von Insekten, werden das
Holz und die Ausfachungen aufgeheizt und der
Hausschwamm abgetötet. Je nach verwendeter
Heißluftmethode wird zusätzlich eine Trocknung
herbeigeführt. Häufig wird hier das Argument
gebracht, dass mit einer Heißluftanwendung
Steine nicht aufgeheizt werden können. Das ist
dem Grunde nach falsch.
Ob ein Stein oder ein Mauerwerk warm wird,
hängt davon ab, wie lange die Wärme einwirken
gelassen wird. So ist z.B. bei einer 24 cm dicken
Ziegelsteinwand eine Erwärmung im Kern der
Wand auf 80°C möglich, wenn über 3–4 Tage
Luft von 120°C diese Wand umgibt. Handelt es
sich nur um eine einzelne Wand, ist das mit Si-
cherheit unwirtschaftlich.
Handelt es sich aber um ein z. B. dreige-
schossiges Gebäude, in dem über die gesamte
Höhe des Gebäudes Hausschwamm gewachsen ist
und nur an einigen Stellen eine Holzbalkendecke
stärker geschädigt ist (ansonsten Betondecken
neu), dann lässt sich das rechnen. Das Gebäude
wird eingepackt und mit Heißluft erwärmt. Hier
wird vom Verfasser die Methode mit getrennter
Rauchgasführung bevorzugt. Durch die Erwär-
mung wird gleichzeitig die Wand getrocknet und
das Ergebnis ist nach etwa zwei Wochen Heizen
ein trockenes Haus, ein abgetöteter Schwamm,
getrocknete Holzbalken und die Möglichkeit so-
fort weiterzuarbeiten, ohne eine Trocknung der
Bohrlochtränkung vornehmen zu müssen.
Eine Hausschwammsanierung in einem Zie-
gelsteingebäude nach dieser Methode hat der
Verfasser noch nicht durchführen lassen. Hier
gibt es ja auch die Möglichkeit, über das Ver-
meiden von Holz in der Wand die ganz normale
Technik des Aushungerns anzuwenden. Zwar ist
davon die Wand erst einmal nicht trocken, aber
auch der Hausschwamm hat ohne Holz keine
Chancen zu leben. Bei Fachwerkhäusern wurde
diese Methode schon mehrfach vom Verfasser
empfohlen und auch bauaufsichtlich begleitet.
Natürliche Austrocknung durch Zugluft
Diese Methode benötigt sehr viel Zeit und
kann überall dort eingesetzt werden, wo eine
Nutzung des Gebäudes nicht ansteht. Das sind
in aller Regel Baudenkmäler.
Empfohlen wurde dieses Verfahren an meh-
reren Kleinobjekten, bei denen keine Nutzung
anlag. Prominentestes Objekt ist das Schloss Tür-
nich bei Kerpen. Hier war das Dach undicht und
es wuchs Schwamm. Da der Stadt ohne Nutzungs-
konzept die sofortige Sanierung des Gebäudes
zu aufwendig war, sollte nur gesichert werden,
dass der Hausschwamm nicht weiterwächst. Es
wurde eine Methode gesucht, die die Wandtrock-
nung einleitet, ohne dass dafür größere Aufwen-
dungen notwendig sind.
Verwendet wurde ein Computer, der die Au-
ßenluftfeuchte und Temperatur misst und im
Innenbereich die Wandtemperatur und die Luft-
feuchte. Ergibt sich aus diesen Werten ein Trock-
nungseffekt, steuert der Computer Servos an, die
die Fenster öffnen. Das funktioniert Sommer wie
Winter, Tag und Nacht. Eine solche Messeinrich-
tung für dieses Schloss mit ca. 20 Servos koste-
te ungefähr 20.000Euro + Unterhaltskosten, die
nicht näher bekannt sind.
Das Ergebnis ist nach fünf Jahren, dass der
Hausschwamm aufgehört hat zu wachsen und
sich nicht weiter ausbreitet. Die Außenwand-
stärke liegt zwischen 24 und 80 cm, je nach-
dem in welchem Geschoss die Wand betrachtet
wird und ob es sich um Fensternischen handelt.
Letztendlich ist diese Methode auch eine
reine Austrocknungsmethode, wobei aber hier
die Zugluft verwendet wird, um die Trocknung
langsam vorzunehmen.
Nachteilig ist bei dieser Methode, dass diese
Arthrosporen in der Wand gebildet werden kön-
nen. Vorteil ist, dass nur sehr geringe Kosten
auftreten. Wenn dann eine Nutzung für das Ge-
bäude feststeht, kann entsprechend geprüft wer-
den, ob es noch Aktivitäten des Hausschwamms
gibt und ggf. können dann weitere Methoden
angewendet werden.
Wandtemperierung
Die ersten Versuche in dieser Richtung mit
Hausschwamm wurden bei einer Stuckdecke im
Jagdschloss in Wabern durchgeführt. Das war
1993. Seinerzeit wurde ein Zwickel erwärmt, um
im Winter Kondensat zu vermeiden. Raumseitig
handelte es sich um das Stuckgewölbe des Jagd-
saals, also ein sehr wichtiges Zeitdokument in
diesem Gebäude.
Daraus entwickelten sich verschiedene Va-
rianten der Wandtemperierung. Einmal ist es
möglich, mit der Wandtemperierung das Wasser
soweit wegzudrücken in der Wand, dass wieder
Holz eingelegt werden kann. Gerade bei dicken
Bruchsteinwänden ist das sinnvoll, wenn dort
wieder Holzbalken sichtbar bleiben müssen.
Die Wandtemperierung funktioniert aber
auch bei Fachwerkhäusern und ganz normalen
Ziegelsteinwänden, wie in Schloss Gamehl bei
der Sanierung 2006/2007 umgesetzt. Damals
wurde auch ein erheblicher Hausschwammbe-
fall in den Ziegelsteinwänden vorgefunden und
es war aus wirtschaftlicher Sicht nicht mög-
lich, hier das Regelverfahren einzusetzen. Aus
diesem Grund wurde mit der Wandtemperierung
die Feuchtigkeit aus der Wand herausgedrückt
(der Taupunkt liegt auf der Wandoberfläche der
Außenseite) und damit dauerhaft die Wand ge-
trocknet. Der Hausschwamm ist dort nicht wie-
der aktiv aufgetreten.
Aus der Sicht des Verfassers ist diese Metho-
de aber noch ausbaufähig. Gerade im Hinblick
auf die energetische Sanierung alter Häuser ist
die Wandtemperierung oder auch die Wandhei-
zung zur Erzeugung von trockenen Bauteilen
ideal geeignet. Durch die Trocknung wird auch
Fachbereiche
Sachverständige
Die Bekämpfung von
Hausschwamm mit
Mikrowellen auf einem
Fachwerkholz.
Schützen & Erhalten · September 2014 · Seite 21
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