Schützen & Erhalten - page 23

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Meinungen
Die Zielstellung des Autors ist die Prüfung
der prinzipiellen Wirksamkeit von Injek-
tionsmittelabdichtungen an Bauwerken.
Herr Lindner will eine praxistaugliche
Versuchsanordnung vorstellen. Es gibt
verschiedene Möglichkeiten dieses zu
tun und es ist völlig legitim auch andere
Methoden vorzustellen als diejenigen, die
in den verschiedenen Gremien, wie z. B.
erst jüngst im Bundesverband Feuchte und
Altbausanierung e. V. (BuFAS) erarbeitet
worden sind. Zum o. g. Artikel möchte
ich zu insgesamt sechs Punkten kritische
Anmerkungen machen:
1 Zur Bohrkernentnahme
Zitat Lindner:
„…Die Beprobungen erfas-
sen jeweils den gesamten Wandquerschnitt, wo-
bei selbstverständlich darauf zu achten ist, dass
bereits ausgeführte Vertikalabdichtungen keinen
Schaden nehmen…“
Kommentar:
Selbstverständlich muss einge-
griffen werden in die Injektionsmittelzone! Wie
sonst können Injektionsmitteleinflüsse auf das
Wasseraufnahmeverhalten nachgewiesen wer-
den. Eingreifen heißt stören, eingreifen heißt
beschädigen. Ohne derartige Einflussnahme sind
keine Aussagen zu treffen. Oder man greift auf
zerstörungsfrei arbeitende Verfahren zurück, die
Veränderungen in der Nähe einer Injektionsmit-
telabdichtung erfassen können. Wenn aber zer-
störungsfrei arbeitende Untersuchungsverfahren
vom Verfasser abgelehnt werden, bleiben eben
nur zerstörende Eingriffe gerade in der Injekti-
onsmittelebene übrig. Einem Bären den Pelz zu
waschen, ohne ihn nass zu machen geht ein-
fach nicht.
2 Zur Bohrkernanzahl
Zitat Lindner:
„…3 Stück pro Objekt bzw.
1 Stück alle 25 Meter…“
Kommentar:
Wenn z. B. nur an 3 von 4 Sei-
ten Kerne genommen werden, können keine re-
präsentativen Aussagen zur Wirksamkeit von
nachträglichen Querschnittsabdichtungen ge-
troffen werden, höchstens symbolische. Es ist
unzulässig von so wenigen Beprobungen auf
ein Gesamtergebnis zu schließen. Diese Aussage
ist umso mehr richtig, weil bewusst oder unbe-
wusst Tiefenstrukturen nicht beachtet werden.
Es geht mit dieser Vorgehensweise die Forderung
völlig verloren, jede Wand individuell beurtei-
len zu können.
Bei einem Einfamilienhaus (10 × 10 m =
40 lfd. m) wird entweder eine Seite gar nicht
beprobt oder nach der zweiten Forderung Lind-
ners (alle 25 Meter) kommt nur eine Beprobung
zustande. Beide Vorschläge müssen konsequent
abgelehnt werden, wenn tatsächlich differen-
zierte Untersuchungsergebnisse erwartet wer-
den und wenn Zufälligkeiten ausgeschlossen
werden sollen.
3 Zu Laboruntersuchungen
Zitat Lindner:
„…Als Maßstab für die Wirk-
samkeit des Dichtstoffs gilt der effektive Feuch-
tedurchsatz (Fd) in Gramm pro Tag bezogen auf
die Saug- bzw. Verdunstungsfläche des Bohrkerns
[g/d cm²]…“
Kommentar:
Der Begriff „Feuchtedurch-
satz“ ist schon physikalisch lange besetzt, er
beschreibt z.B. Masse-, Dampf- oder Flüssig-
keitsdurchgänge, indem Vergleiche zwischen
dem Eingang (input) und dem Ausgang (out-
put) gemacht werden. Es soll quasi festgestellt
werden, ob die unten in einen Kern eintreten-
de „Menge bzw. Masse“ oben wieder austritt.
Lindner betrachtet aber nur den Eintritt und
geht gar nicht auf den Austritt von Wasser-
dampf an der Probenoberseite ein. Dieses ist
legitim. Lindner muss aber dann auf den Be-
griff Feuchtedurchsatz verzichten, der hier dann
einfach deplatziert bzw. falsch ist und unrich-
tige Folgerungen bis hin zu den Maßeinheiten
zur Folge hat.
Lindner betrachtet ausschließlich den Feuch-
teeintritt von unten her in einen senkrecht ste-
henden Kern. Dieser Zutritt ist in der Bauphysik
aber schon seit mehr als 50 Jahren eineindeutig
durch den Begriff Wasseraufnahme gekennzeich-
net, woraus sich der Wasseraufnahmekoeffizient
ergibt, der sich in vier Klassen (wasserdicht,
wasserabweisend, wasserhemmend und stark
saugend) aufgliedern lässt.
Der Wasseraufnahmekoeffizient wird in kg/
m²h
0,5
angegeben und ist durch die deutsche
und durch europäische Normen reglementiert.
Mit Hilfe dieses Wasseraufnahmekoeffizienten
sind eindeutige Aussagen in wesentlich kürze-
rer Zeit zu machen. Nicht fünf, sondern ca. ein
einziger Tag ist vollkommen ausreichend, wenn
Vorbereitungen einfach außen vor gelassen wer-
den. (siehe auch den W
24
-Wert)
4 Zu Laboruntersuchungen
Zitat Lindner:
„…Die Prüfanordnung ist über
einen Zeitraum von 5 Tagen in Intervallen von 24
Stunden auf 0,01 g genau zu wiegen…“
Kommentar:
Untersuchungen sind mit der
geforderten Genauigkeit von 1/100g völlig über-
zogen. Mit der richtigen Vorgehensweise können
auch richtige Ergebnisse erzielt werden, wenn
geringere Genauigkeiten eingehalten werden.
Die o. g. Großzügigkeit bei der Beprobung ei-
nerseits und die überzogene Genauigkeit ande-
rerseits passen in der Sachverständigentätigkeit
einfach nicht zusammen.
5 Zur Bewertung
Zitat Lindner:
„…Die Differenz zwischen
dem mittleren effektiven Feuchtedurchsatz im
Entnahmezustand und dem mittleren effektiven
Feuchtedurchsatz nach erfolgter Trocknung gibt
Auskunft über die zum Zeitpunkt der Probenent-
nahme bereits erzielte Sperrwirkung…“
Sechs kritische Punkte zum Artikel ...
... „Überprüfung der Wirksamkeit nachträglicher Querschnittsabdichtungen“ von
Dipl.-Ing. R. Lindner/Wuppertal veröffentlicht in „Schützen und Erhalten“ Ausgabe 2/2009
Schützen & Erhalten · Dezember 2009 · Seite 23
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