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BuFAS®-NEWS

Informationen des Bundesverbandes Feuchte &Altbausanierung e.V.

Rettung eines Baudenkmals

Anspruchsvolle Aufgabe: Lokschuppenwird saniert

Der Ring-Lokschuppen, in Fachwerkbauweise errichtet,

ist rund 120 Jahre alt und gehört zum ehemaligen Fried-

rich-Franz-Bahnhof in Rostock. Das Gebäude steht unter

Denkmalschutz und blieb viele Jahre ungenutzt. Instand-

haltungsarbeiten waren durch den damaligen Eigentümer

nicht erfolgt, so dass deutlich sichtbare Schäden an der Da-

cheindeckung und amDachtragwerk vorhanden sind.

Im Zuge der Wohnbebauung des ehemaligen Gleichsbe-

reichs des Güterbahnhofs soll dieser Lokschuppen im Inter-

esse der Erhaltung und nach den Vorstellungen der Unteren

Denkmalbehörde denkmalgerecht saniert und in die Wohn-

bebauung einbezogen werden. Dazu erfolgten in den ver-

gangenen Jahren diverse Untersuchungen und Planungen,

mehrere Holzschutzgutachten und eine denkmalpflegeri-

sche Zielstellung.

Diese sehr anspruchsvolle Aufgabe für den jetzigen Eigentü-

mer soll in diesemArtikel dargestellt werden, weitere Berich-

te zur Instandsetzung und zum Umbau folgen in den nächs-

ten Ausgaben.

Stürmische Entwicklungsgeschichte

Mit der Gründung der Mecklenburgischen Eisenbahn-Ak-

tiengesellschaft von 1846 wurde der Anschluss der Stadt

Rostock an das Eisenbahnnetz festgelegt. Schon kurz dar-

auf begannen die Baumaßnahmen für den ersten Bahnhof

Rostocks, dermit der Eröffnung der Strecke Rostock-Bad Klei-

nen am 13. Mai 1850 für den öffentlichen Personenverkehr

freigegeben wurde.

Benannt wurde dieser Kopfbahnhof nach dem regierenden

mecklenburgischen Großherzog Friedrich Franz II. Neben

dem1853 fertig gestellten Empfangsgebäude gehörten zum

Bahnhofsensemble ein Güterschuppen, der sich links an das

Bahnhofsgebäude anschloss sowie eine Restaurierungsanla-

ge und eineWerkstatt imNorden. Ebenfalls auf der Nordseite

wurde in den weiteren Jahren ein dreigleisiger Lokschuppen

zur Wartung und Unterstellung erbaut. Auf einem Stadtplan

aus dem Jahre 1875 ist dieses Ensemble gut zu erkennen.

(Abbildung 1)

Nach 1883 wurden die bis dahin bescheiden ausgebildeten

Gleisanlagen mit der Eröffnung der Strecken bis Doberan

und Wismar weiter ausgebaut und damit war ein größerer

Lokschuppen erforderlich. Der Ringlokschuppen ist erstmals

auf einemStadtplan von 1886 eindeutig nachweisbar (Abbil-

dung 2) .

Damit ist die Bauzeit des Lokschuppens zwischen 1883 und

1886 zu datieren. Weitere Darstellungen finden sich in Stadt-

plänen aus den Jahren 1910 und 1911. Noch ausstehende

dendrochronologische Untersuchungen werden dies präzi-

sieren.

Mit der weiteren stürmischen Entwicklung der Eisenbahn in

Rostock und der Eröffnung weiterer Strecken, wie z.B. 1889

nach Stralsund, wurde der Friedrich-Franz-Bahnhof wegen

seiner ungünstigen territorialen Lage und seiner Bauart als

Personenbahnhof durch den ehemaligen Loyd-Bahnhof,

demspäterenCentral-Bahnhof undheutigenHauptbahnhof,

zumreinenGüterbahnhof umfunktioniert.DerRinglokschup-

pen mit seiner vorgelagerten, seltenen 13-m- Drehscheibe

blieb zunächst Schuppen und Werkstatt für Dampfloks. Mit

dem Bau des neuen Reichsbahnausbesserungswerks (RAW),

neben dem Loyd-Bahnhof und dem dort 1905 errichtetem

größerem Ringlokschuppen inklusive weiterer Werkstätten,

war allerdings seine Bedeutung ebenfalls gesunken.

Nach dem 2. Weltkrieg, dessen Bomben der Lockschup-

pen unbeschadet überstanden hatte, wurde er Anfang der

1950er Jahre umgebaut und fortan nur als Werkstatt für Gü-

terwaggons genutzt. In diese Zeit fällt auch der Wegfall der

ersten beiden Stände (Schuppen 7 und 8), deren Tore zuge-

mauert und die als Werkstatt, Lager und Heizanlage umge-

baut wurden.

Abbildung 1: Stadtplan (Ausschnitt) von 1875 vomGüterbahnhof,

noch ohne den Ringlokschuppen

Abbildung 2: Stadtplan (Ausschnitt) von 1886 mit Ringlokschuppen