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Schützen & Erhalten · Dezember 2015 · Seite 77

Die Ex-Press

Berufsinformation des DSV e.V.

|

Wissenswertes

In den beiden letzten Jahren wird ein

verstärktes Aufkommen der Kugel- und

Messingkäfer beobachtet. Die ersten

Meldungen erfolgten 2015 bereits Ende

Februar, was darauf hindeutet, dass die

Käfer in einigen Fällen keine Winterpause

eingelegt haben. Die Population hatte

entsprechend mehr Zeit sich auf zubauen

und im Sommer stieg auch die Nachfrage

nach einer Bekämpfung mit Nützlingen

rapide an.

Kugel- und Messingkäfer sind Materialschädlinge

und fressen an pflanzlichen Resten alter Dämm-

stoffe, die früher in Deckenböden oder Wänden al-

ter Häuser verarbeitet wurden. In der organischen

Masse in den Hohlräumen vermehren sie sich oft

unbemerkt über viele Jahre. Durch Umbau- und

Renovierungsmaßnahmen finden die Käfer den

Weg in die Wohnräume, wo sie die menschlichen

Mitbewohner durch ein massenhaftes Auftreten

erschrecken. Beide Käfer sind für Menschen un-

gefährlich, bietet sich aber die Möglichkeit, dann

können Messingkäfer auch an Textilien erhebliche

Schäden anrichten. Die erwachsenen Käfer legen

weite Strecken zurück, um ein passendes Substrat

für die Eiablage zu finden. Werden sie berührt,

dann stellen sie sich tot und warten geduldig bis

wieder Ruhe einkehrt. Die gesamte Entwicklung

von Ei bis zum Käfer dauert bei Raumtemperatur

etwa 3 bis 4 Monate.

Der Kugelkäfer ist 3–4mm lang, mit einem

braunen, eiförmigen und haarlosen Körper. Die

erwachsenen Käfer leben bis zum einem halben

Jahr und können auch ohne Nahrung lange Zeit

überleben. Möglich sind bis zu zwei Generationen

pro Jahr, in klimatisch günstigen Jahren kann

sich der Bestand schnell verdoppeln. Das Weib-

chen legt bis zu 300 Eier ab. Der Messingkäfer

ist 3 bis 5mm groß und hat einen hellbraunen,

eiförmigen Körper mit der typisch messingfar-

benen Behaarung. Dieser Käfer kann auch Ge-

treideprodukte, Gewürze und Stroh befallen.

Man findet ihn auch an tierischen Materialien

wie Leder, Wolle oder Federn.

Eine effektive Bekämpfung muss am Ent-

wicklungsort der Käfer erfolgen. Für eine Frei-

lassung der Nützlinge wird der Befallsherd loka-

lisiert, was durch Beobachtung, das Anbringen

von doppelseitigem Klebeband oder feuchten

Tüchern möglich ist. Das ist übrigens auch eine

gute Methode zum Monitoring, denn die Käfer

mögen eine feuchte und warme Umgebung. Mes-

singkäfer treten deshalb auch oft im Bad oder

unter dem Spülbereich auf.

Zur Bekämpfung der Käfer stehen verschie-

dene Möglichkeiten zur Verfügung. Der Einsatz

von Nützlingen ist unbedenklich und ermögli-

cht eine langfristige Reduzierung des Befalles.

Die Lagererzwespen

Lariophagus distinguendus

und

Anisopteromalus calandrae

parasitieren die

Larven verschiedener Käfer, auch die der Mes-

sing- und Kugelkäfer. Die nur 3mm großen Wes-

pchen sind schwarz gefärbt und legen nach dem

Einstich ihr Ei direkt neben die Käferlarve. Die

gelähmte Käferlarve stoppt sofort den Fraß und

dient der kleinen Lagererzwespe als Nahrung.

Biologische

Gegenspieler

von Kugel-

und

Messing-

käfern

1

Messingkäfer (Niptus hololeucus)

2

3

Kugelkäfer (Gibbium psylloides)

4

Befall mit Kugelkäfern im Altbau

5

Lagererzwespe Lariophagus distinguendus

6

7

Lariophagus im Einsatz gegen Kugelkäfer

1

2

3

4

5

6

7