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Bettwanzen lassen Zimmerpreise purzeln

Die Entdeckung von Bettwanzen in Ho-

telbetten ist ein Albtraum für Gäste und

Hotels. Wissenschaftler aus den USA

belegen erstmals die wirtschaftlichen

Folgen für Hotels aus Beschwerden über

Bettwanzen in Bewertungsportalen.

Eine Beschwerde im Internet über Bettwanzen

senkt den Wert eines Hotelzimmers. Das sagt eine

aktuelle Studie der amerikanischen Universität

in Kentucky. Die Wissenschaftler untersuchten

durch Befragung von 1298 Urlaubern und 790

Geschäftsreisenden aus den ganzen USA die

Auswirkungen der Berichte über Bettwanzen

in Bewertungsportalen. Danach ließ bereits

ein erster Bericht über Bettwanzen den Wert

eines Hotelzimmers bei Geschäftsreisenden um

durchschnittlich 38 Dollar pro Nacht fallen, bei

Urlaubern waren es immerhin noch 23 Dollar.

Im Vergleich zu anderen Mängeln wie Gerüche

oder Verschmutzungen führten Anzeichen von

Bettwanzenbefall viel öfter zum Wechseln des

Hotels. Zeigte ein Bewertungsportal einen sol-

chen Eintrag vor der Hotelwahl an, wollte eine

große Mehrheit dieses Hotel nicht mehr buchen.

Betroffene Gäste machten das jeweilige Hotel

für den Schaden verantwortlich, nicht aber die

gesamte Branche. Die Befragung ergab zudem,

dass ein Zimmer den Gästen dann mehr wert war,

wenn ein Hotel versichern konnte, Matratzen-

hygienbezüge zu verwenden und regelmäßige

Kontrollen zu Bettwanzen mit geschultem Per-

sonal durchzuführen.

Das Bettwanzenproblem ist längst in Deutsch-

land angekommen. Laut Meldung des Berliner Ku-

riers im Oktober 2011 war Berlin damals schon

die „Hauptstadt der Bettwanzen“. Focus-online

berichtete im November 2014, dass sich die Zahl

der Bettwanzeneinsätze von Schädlingsbekämp-

fern zwischen 2007 und 2013 in Berlin „bereits

vervierfacht“ hätte. Die sozialen Medien und da-

runter die Bewertungsportale boomen weltweit.

Eine Suche in Portalen wie Tripadvisor oder Holi-

daycheck führt zu zahlreichen Beschwerden über

Bettwanzen in deutschen Hotels aller Kategorien,

vorzugsweise in den aus touristischen oder ge-

schäftlichen Gründen viel bereisten Großstädten.

Typischerweise lauten die Meldungen: „Vorsicht.

Bettwanzen!“ oder „Bettwanzen. Nie wieder!“

Zwei Eigenschaften der sozialen Medien dürften

Hotels besonders treffen, einerseits die große

und schnelle Verbreitung dieser Meldungen und

andererseits ihre Langzeitwirkung. So findet man

im Internet jahrelang zurückliegende Beschwer-

den über Bettwanzen, unabhängig davon, ob die

Beschwerde je zutraf oder noch zutrifft, oder ob

das Problem längst behoben wurde. Nimmt man

hierzulande ein vergleichbares Verbraucherver-

halten wie in den USA an, kann man von ver-

gleichbaren Folgen ausgehen.

Auf eine Anfrage teilte der Pressesprecher

des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes

e. V. (DEHOGA) mit, dass ihnen „keine gesicher-

ten Daten zum Thema Bettwanzen in deutschen

Hotels“ vorlägen. Er verwies darauf, dass ein

Wanzenbefall nicht mit den hygienischen Be-

dingungen zusammenhinge, und dass schon in

der niedrigsten Hotelklassifizierung „zeitgemäße

und gepflegte Matratzen“ ein Mindestkriterium

seien. Dazu könne ein Hotelier mit Matzratzen-

hygienebezügen in der Klassifizierung Zusatz-

punkte sammeln. Der Verband DEHOGA weist bei

Anfragen zu Bettwanzen auf ein Faltblatt des

Umweltbundesamtes hin. Dieses Faltblatt, das

sich nicht speziell an Hotels wendet, zeigt wie

man einen Befall mit Bettwanzen erkennt und

rät grundsätzlich zu Kontrollen. Dieser Hinweis

stützt die amerikanische Studie, nach der Ho-

telgäste vorbeugende Schutzmaßnahmen wie re-

gelmäßige Kontrollen durch geschultes Personal

erwarten. Eine solche Bettwanzenfrüherkennung

dürfte nicht nur im Interesse der Gäste liegen.

Ansgar Bach

Die Ex-Press

Berufsinformation des DSV e.V.

|

Wissenswertes

Die Bettwanze in einem elektronenmikroskopischen Porträt. (Bild J.H. Carr, Center for Disease Control,

USA, Lizenz CC, Wikipedia)

Nach Verpuppung und Schlupf geht die näch-

ste Generation der Nützlinge auf die Suche nach

weiteren Käferlarven. Dieser Zyklus wiederholt

sich solange sie Käferlarven finden. Die Entwick-

lung der Lagererzwespe von Ei zur Wespe dauert

3 bis 4 Wochen und die erwachsenen Tiere leben

2 bis 3 Wochen, abhängig von der Temperatur.

Die biologische Bekämpfung mit

Nützlingen

Kugel- oder Messingkäfer sind langjährige

Mitbewohner in alten Häusern, erst beim Umbau

werden sie zum Problem. Auch die Bekämpfung

ist langfristig angelegt und muss über mind. 2

Jahre durchgeführt werden. Die Nützlinge folgen

den Käfern in ihre Verstecke und parasitieren alle

geeigneten Käferlarven. Wegen der notwendigen

Zeit, die die Nützlinge für die Entwicklung be-

nötigen, Entwicklungsverzögerungen durch Tem-

peraturwechsel usw. dauert es deshalb bis der

Befall sichtbar reduziert ist. Es ist ein nachhal-

tig wirkendes Bekämpfungsverfahren! Erste Er-

fahrungswerte zeigen, dass durch Bekämpfung

während 3 bis 5 Monaten im Jahr (je nach Auf-

kommen auch schon Frühjahr oder Herbst) der

Befall merklich reduziert werden kann.

Ein Nützlingseinsatz ist für Menschen und

Haustiere vollkommen ungefährlich, die Lager-

erzwespen suchen ganz gezielt nach den Käfer-

larven. Wichtig ist es, die Nützlinge in der Nähe

des Befallsherdes in Einsatz zu bringen, damit

sie die Larven so schnell wie möglich finden.

Werden Renovierungsmaßnahmen durchge-

führt, dann ist auf die sorgfältige Entfernung

aller alten Dämmstoffe, bzw. deren organischer

Reste zu achten. In modernen, synthetischen

Dämmstoffen können sich Insekten (Käfer, Mil-

ben usw.) nicht ernähren. Ist eine Komplettsa-

nierung nicht möglich, sollten alle möglichen

Zugänge zu den Wohnräumen (Steckdosen,

Lampenfassungen, Fußbodenleisten) sorgfältig

abgedichtet werden. Für den Nützlingseinsatz

kann man aber auch eine dieser Öffnungen nut-

zen, um ihnen den Zugang zu den Hohlräumen

zu ermöglichen.

Eine Kombination des Nützlingseinsatzes

mit chemischen Verfahren ist in der Regel nicht

möglich und sollte nur im deutlichen Zeitabstand

erfolgen. Die Bekämpfung von Kugel- und Mes-

singkäfern sollte gut geplant und sorgfältig über

einen langen Zeitraum durchgeführt werden, um

den Befall effektiv und dauerhaft zu reduzieren.

Solène Juillet, AMW

Schützen & Erhalten · Dezember 2015 · Seite 78