Schützen & Erhalten · Juni 2003 · Seite 6
THEMA – VERBANDSTAG/WORKSHOPS
Workshop Holzschutz
„Ist die Schwammbekämpfung nach
DIN 68800/4 und WTA-Merkblatt 1-2-91
noch zeitgemäß?“
Der Workshop (Dauer 2 h) glie-
derte sich in zwei Teile. Die Er-
öffnung und die Moderation des
ersten Teils (40 Minuten) über-
nahm Ekkehard Flohr, Fachbe-
reichsleiter Holzschutz im DHBV.
Einleitend machte er auf kon-
träre Entwicklungen im Bereich
der deutschen Wirtschaft auf-
merksam, die während der
Diskussion beachtet werden soll-
ten. Einerseits sind das Ausbil-
dungsniveau sowie die Anzahl
der „Sachkundigen“ stetig
gestiegen, andererseits über-
nehmen immer mehr Laien
und „Hausmeisterdienste“
Schwammbekämpfungs- und
Holzschutzarbeiten.
Zu Beginn des Workshops
kamen fünf Holzschutzexperten
aus dem Bereich der Industrie,
der ausführenden Betriebe und
dem Sachverständigenwesen zu
Wort. Von ihnen wurden je zwei
Thesen vorgestellt, die zum Teil
provokant zur Diskussion anre-
gen sollten.
Dr. Uwe Schümann
, Vorsitzen-
der Holzschutzfachverband
Norddeutschland e.V., stellte als
erster Referent seine beiden
Thesen vor:
–
Da der EHS bei langer Trok-
kenheit abstirbt, können
tragfähige Balken mit Rest-
myzel ohne abschneiden
im Gebäude verbleiben.
–
Schadensursache für nicht
erfolgreiche Schwamm-
bekämpfung sind verblie-
bene oder neue Feuchte-
einflüsse.
Frank Grabow
, Sachverständi-
ger und Geschäftsführer der Fa.
Grabow GmbH aus Nordrhein-
Westfalen, äußerte seine The-
sen aus der Sicht des Praktikers
und vor allen Dingen vor dem
Hintergrund der Haftungsrisiken:
–
Die Bekämpfung des EHS
nach den derzeitigen
Regeln ist die einzige
(rechts-) sichere Vorge-
hensweise.
–
Abweichungen vom Regel-
werk sind Ausnahmefälle
und haben nichts mit zeit-
gemäßer Sanierung zu tun.
Gero Hebeisen
, Geschäftsführer
der Fa. Lömpel GmbH, pflich-
tete seinem Vorredner bei und
bestätigte ihn durch seine ei-
genen Thesen:
–
Die Ausführungsbeschrei-
bung nach WTA ist Stand
der Technik und davon
sollte nicht abgewichen
werden.
–
Anstatt der Oberflächen-
behandlung durch Fluten
ist generell das Schaum-
verfahren und das Bohr-
verfahren anzuwenden.
Durch
Dr. Andre Peylo
, Fa. Lav-
tox aus Lauenburg, wurde aus
der Sichtweise eines Holzschutz-
mittelherstellers die derzeitige
und mögliche Schwammbe-
kämpfung dargestellt. Seine
Thesen berücksichtigten unter
anderem auch Erfahrungen aus
Dänemark:
–
Bohrlochinjektionen
können nicht die alleinige
Lösung bei Schwammbefall
sein.
–
Langjährige Erfahrungen
bei der Anwendung eines
fast wasserfreien Systems
zeigen alternative Möglich-
keiten auf.
Georg Brückner
, Sachverstän-
diger für Holzschutz und Lei-
ter des Fachbereiches Sachver-
ständige im DHBV, fasste seine
Erfahrungen, die er baubeglei-
tend auf den „Schwammbaustel-
len“ sammeln konnte, in folgen-
den Thesen zusammen:
–
Die Baustellenbedingungen
lassen ein Abweichen von
der Norm nicht zu.
–
Unkontrollierter Nässeein-
trag während der Bauphase
(Niederschläge, Baufeuch-
te) kann altes Myzel revi-
talisieren.
Alle 10 Thesen standen in den
folgenden 80 Minuten zur Dis-
kussion. Als neutraler und un-
abhängiger Moderator übernahm
Dr. Dietger Grosser, Institut für
Holzforschung München, die
Diskussionsleitung.
Bereits die erste These von
Dr. Schümann wurde ausführ-
lich und intensiv besprochen.
Über ein Drittel der Zeit nutz-
ten alle Beteiligten um darüber
zu debattierten, ob pilzbefal-
lenes Holz ohne weitere Be-
handlung im Gebäude verblei-
ben kann oder nicht.
Befürworter gaben eine „Ko-
stenexplosion“ bei fachgerechter
Sanierung zu bedenken. Auch
wäre es labortechnisch möglich,
abgestorbenes Myzel nachzuwei-
sen, um so eine Bekämpfung
einzusparen. In Dänemark kön-
nen, wie Frau Steinfurt von der
Goritas berichtete, schwamm-
befallene Hölzer erhalten blei-
ben, wenn sie thermisch behan-
delt werden.
Um es Vorweg zu nehmen: Es gab von den 67 Teilnehmern
eine überwiegend positive Resonanz – aber auch berech-
tigte Kritik. Viele Teilnehmer hatten nämlich die „Qual
der Wahl“, denn der Holz-
schutz-Workshop verlief
zeitgleich mit dem Bau-
tenschutz-Workshop. Dies
dürfte sich am nächsten
Verbandstag organisato-
risch regeln lassen. Und
das es beim nächsten mal
wieder einen Workshop
geben sollte, ist die ein-
hellige Meinung der
Teilnehmer.
Die Moderatoren des Workshops Holzschutz, Dr. Dietger Grosser
und Ekkehard Flohr