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feuchten sind kürzere Zeiträume zu erwarten. Das

Vorliegen von (flüssigem) Wasser, wie z. B. Tau­

wasser, ist nicht erforderlich.

Was nach DIN 68

800-1 „trocken“ in Bezug auf Holzzerstörer ist,

ist für Schimmelpilze eben nicht trocken genug.

Die Forderung, Holz und Holzwerkstoffe max. mit

20% Holzfeuchte einzubauen, ist in Bezug auf

Schimmelpilze bereits grenzwertig, da dies einer

rel. Bauteiloberflächenfeuchte von 85% entspre-

chen würde. Somit wäre das Schimmelpilzkriteri-

um bereits mit dem Einbau von trockenem Holz

nach DIN 68800 überschritten. Zusammenfassend

muss gesagt werden, dass die derzeit geltenden

Holznormen nicht geeignet sind, Schimmelpilz-

befälle auf Holzkonstruktionen zu vermeiden.

4 Nachweis von Schimmelpilzbefällen

auf Holz und deren Bewertung in

Hinblick auf die Sanierung

Kommt es zu einem Schimmelpilzbefall auf

Holzkonstruktionen, so müssen diese entspre-

chend bewertet und Maßnahmen ergriffen wer-

den, um ein gesundes Wohnklima herzustellen.

Dabei muss für Holz nichts Neues erfunden wer-

den. Es gelten die Bewertungsmaßstäbe, welche

auch für andere Innenräume verwendet werden.

Genannt seien hier die sog. UBA-Leitfäden

(1,2)

aus den Jahren 2002 und 2005, welche derzeit

in Überarbeitung sind und in Kürze aktualisiert

in einem neuen Papier veröffentlich werden dürf-

ten. Darüber hinaus sei auch auf unser DHBV-

Merkblatt 01/10/S

(3)

verwiesen, denn das aktuelle

Merkblatt soll als Ergänzung des Merkblattes zur

fachgerechten Sanierung für die Fragestellung

Holz- und Holzwerkstoffe angesehen werden.

5 Sanierung

Ziel der Sanierung ist es, einen Normalzu-

stand mit einem gesunden Wohnklima wiederher-

zustellen. Noch gibt es keine abschließende Fest-

legung, was der Normalzustand ist. Erste Unter-

suchungsergebnisse über Hintergrundbelastungen

von Bauwerken ohne Schimmelpilzbefall liegen

vor, sind aber nicht allgemein anerkannt.

(8,9)

Dennoch können diese Werte als Anhaltspunkte

dienen. Am ehesten lässt sich der Normalzu-

stand dadurch definieren, was an mikrobieller

Kontamination in einem vergleichbaren Raum

in Alter und Nutzung ohne Schadensereignis

vorzufinden ist. Ein Schimmelpilzwachstum ist

dabei grundsätzlich nicht zulässig. Sporen je-

doch schon, es kann auch gar nicht Ziel der Sa-

nierung sein, einen sterilen Raum zu erzeugen.

Das ist ein unnatürlicher Zustand und nur mit

großem technischen Aufwand in Reinsträumen

aufrechtzuerhalten. Es wird allgemein empfohlen,

das Sanierungsziel schriftlich festzulegen .

(10,11,14)

Bei der Sanierung von Schimmelpilzschä-

den hat der Arbeits- und Objektschutz oberste

Priorität. Das zeigt sich sowohl in der Baustel-

lengestaltung, der Auswahl der Sanierungsver-

fahren und in der Festlegung der persönlichen

Schutzausrüstung. Diese Anforderungen ergeben

sich, da üblicherweise erst in der Sanierung der-

art hohe Konzentrationen an mikrobiellen Parti-

keln freigesetzt werden, welche zu ernsthaften

Erkrankungen führen können. Dies soll hier nicht

weiter ausgeführt werden, da dies unabhängig

vom Baustoff Holz ist.

Die Sanierung von verschimmelten Holzkon-

struktionen weist einige Spezifikationen auf, die

im Merkblatt ausführlich erläutert werden.

(13,14)

5.1 Maßnahmen zur Sanierung von

Holzkonstruktionen

Grobreinigung

Die Grobreinigung umfasst das Entfernen

loser Biomasse und leicht entfernbarer Oberflä-

chenmyzele. Dazu werden die Oberflächen mit

einem Industriesauger mit HEPA-Filter, ggfs.

mit Bürsten- oder Fegeraufsatz, abgesaugt. Die

Grobreinigung erfasst nur oberflächliche Befäl-

le und Verschmutzungen, eine vollständige Ent-

fernung des Befalls wird damit nicht erreicht.

Ziel der Grobreinigung ist eine Minimierung der

Sporen- und Partikelbelastung bei der Sanie-

rungsmaßnahme.

Rückbau

Der Rückbau schimmelpilzbefallener Holz-

bauteile, insbesondere kompletter Dachstühle,

ist sehr aufwendig. In der Regel sind diese

Maßnahmen bei Hölzern nicht notwendig, da

Holzschäden durch Schimmelpilze i. d. R. nur

im oberflächennahen Bereich vorzufinden sind.

Insbesondere bei reinen Holzkonstruktionen sind

demzufolge oberflächenbezogene Sanierungsver-

fahren zu bevorzugen. Der Ausbau bzw. Teilaus-

bau von Holzverbundwerkstoffen gilt üblicherwei-

se als notwendig, da die veränderte Holzstruk-

tur, eingesetzte Kleber und Füllstoffe sowohl das

Feuchteverhalten als auch die Nährstoffverfüg-

barkeit das Schimmelpilzwachstum begünstigen

können. Die natürliche Barriere der Hölzer ist

nicht mehr gegeben, sodass Schimmelpilze in

deutlich tiefere Schichten eindringen können.

Dennoch sollten auch hier die Möglichkeiten al-

ternativer Sanierungsverfahren geprüft werden.

Alternativen zum Rückbau

Als Alternative zum Rückbau sollte zunächst

von sachkundiger/sachverständiger Seite geprüft

und bewertet werden, in welchem Umfang bzw.

insbesondere in welcher Tiefe die Materialien

mikrobiell besiedelt sind. Dies ist in aller Re-

gel abhängig vom Grad und der Zeitdauer der

Durchfeuchtung der Materialien. Sollten bereits

aufgrund der Durchfeuchtungen die technischen

Eigenschaften der Hölzer und Holzwerkstoffe,

insbesondere im Hinblick auf Tragfähigkeit etc.

negativ beeinflusst sein, so ist ein Austausch

der betroffenen Bauteile bereits aus technischer

und nicht aus hygienischer Sicht erforderlich.

Nach Untersuchung und Bewertung der Tiefe

des Befalls in den Materialien (siehe auch 3.2),

können die betroffenen Bauteilschichten mit

den verschiedenen Arbeitstechniken entfernt

werden, sodass das grundsätzliche Ziel, mikro-

biell befallene Materialien zu entfernen, wei-

terhin erfüllt ist.

Nachfolgend sind im Merkblatt einige Ar-

beitstechniken dargestellt, die es ermöglichen,

Schichten von Bauteilen aus Holz und Holzwerk-

stoffen fachgerecht auszubauen bzw. soweit zu

reinigen, dass der Befall entfernt wird. Dabei

sind grundsätzlich die Vorgaben zum Arbeits-

schutz, insbesondere auch im Hinblick auf die

Staub- und Aerosolminimierung, zu beachten.

Abbeilen und Hobeln:

Abbeilen ist eine histo-

rische, handwerkliche Technik, welche üblicher-

weise mittels eines einseitig angeschliffenen Beils

(Zimmermannsbeil) zur Bearbeitung von massiven

Hölzern ausgeführt wird. Dabei können Schichten

von mehreren Zentimetern Dicke entfernt werden.

Für Holzwerkstoffe eher ungeeignet. Mit Hand-

oder heute üblicherweise Elektrohobeln können

ebenfalls bis zu mehrere Zentimeter dicke Bau-

teilschichten mechanisch entfernt werden. Dabei

können an die meisten Elektrohobel geeignete

Industriesauger der Staubklasse H mit Filtern der

Klasse H12/13 angeschlossen werden, sodass

eine Freisetzung von Schimmelpilzbestandtei-

len minimiert werden kann. Für Holzwerkstoffe

ebenfalls eher ungeeignet.

massives

Holz

Furnier-

platten

OSB-Platten Spanplatten Weichfaser-

platten

sägerau

glatt

Abbeilen

geeignet

geeignet

nicht

geeignet

nicht

geeignet

nicht

geeignet

nicht

geeignet

Hobeln

geeignet

geeignet

nicht

geeignet

nicht

geeignet

nicht

geeignet

nicht

geeignet

Strahlen

geeignet

geeignet

bedingt

geeignet

geeignet

geeignet

geeignet

Schleifen

geeignet

geeignet

geeignet

bedingt

geeignet

geeignet

bedingt

geeignet

Abbürsten

bedingt

geeignet

geeignet

geeignet

bedingt

geeignet

bedingt

geeignet

geeignet

Abwaschen

bedingt

geeignet

geeignet

geeignet

bedingt

geeignet

bedingt

geeignet

nicht gee-

ignet

Latex-Reini-

gung

nicht

geeignet

geeignet

geeignet

bedingt

geeignet

bedingt

geeignet

bedingt

geeignet

Absaugen

bedingt

geeignet

geeignet

geeignet

bedingt

geeignet

bedingt

geeignet

bedingt

geeignet

Tabelle 1: Aus dem neuen „Dachstuhl-Merkblatt“ die überarbeitete Tabelle

(14)

mit Verfahren, die alternativ

zum Rückbau eingesetzt werden können.

Schützen & Erhalten · März 2015 · Seite 24

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Schimmelpilze