Die Ex-Press
Berufsinformation des DSV e.V. |
Wissenswertes
Bettwanzenproblematik und die Detektion mit
Hunden – Expertenmeinung
Über die Detektion mit Hunden und zur
Wanzenproblematik allgemein haben wir
bei Changlu Wang, Entomologe an der Rut-
gers University, New Jersey, Fachbereich
– Urban pest management, angeklopft
und Interessantes erfahren.
Zur Frage, ob die Bettwanzendetektion mit
Hunden im Augenblick die aussichtsreichste Al-
ternative wäre, gab es ein klares Nein. Die am
vielversprechendsten Methodiken wären derzeit
Vorrichtungen zum Abfangen, basierend auf der
laufenden Forschung. Hier wären für leere Räume
die Trockeneismethode oder das Monitoring mit
Hefe-Zucker-Fallen aussichtsreich. Letztlich wäre
auch eine simple Nachtwache effektiv.
Nun steht man mit der Forschung zu kondi-
tionierten Hunden für die Bettwanzendetektion
noch am Anfang. Wang geht davon aus, dass mit
weiterer Forschung und gezieltem Training der
Hunde noch einiges erreicht werden könne. Wang
beschreibt auch die Kombinationen mit anderen
Verfahren: „Eine Kombination von Hunden mit
zusätzlichen Methoden wird bessere Ergebnisse
liefern. Manche Firmen nützen die visuelle In-
spektion, um die An-/Abwesenheit von Bettwan-
zen unmittelbar nach der Inspektion durch den
Hund zu bestätigen. Wenn man Fallen in Kom-
bination mit visueller Inspektion nützt, dann
werden die Hunde ganz überflüssig.“
Wir wollten von Changlu Wang auch wissen,
ob noch mehr zur Erfassung von Befallsdaten in
Deutschland oder Europa getan werden müsse,
und wer dafür dann seiner Ansicht nach zustän-
dig wäre. Seine Antwort war deutlich: „Definitiv.
Ich glaube, an vielen Stellen wird Befall igno-
riert und nie nach außen getragen. Wir haben
Telefonumfragen bei Schädlingsbekämpfern und
behördlichen Einrichtungen in China durchge-
führt, wo gewöhnlich die Meldungen eingehen.
Ich würde vorschlagen, dass eine solche Daten-
erhebung von Universitäten und der Regierung
durchgeführt werden muss.“
Nun ist möglicherweise die Bettwanzenpro-
blematik hierzulande weniger stark ausgeprägt
als in den USA. Dennoch haben wir mit der aktu-
ellen Erhebung des DSV-Landesverbandes Berlin
Brandenburg den erheblichen Anstieg bei den
Bettwanzenbekämpfungen vor Augen. In den
USA ist die Regierung schon stark auf das Thema
sensibilisiert, ein Strategiepapier „Collaborative
bed bug strategy“ wurde kürzlich veröffentlicht.
Nach Changlu Wang ist es nie zu früh, hier aktiv
zu werden: „Mit einer frühen Reaktion werden
Sie ein größeres Problem, so wie es in den USA
in Erscheinung tritt, vermeiden. Es gibt einige
Gemeinden hier, welche einen hohen Durchseu-
chungsgrad haben“.
Literaturhinweis:
– Cooper, C. Wang, and R. Singh. 2014. Accuracy of
trained canines for detecting bed bugs (Hemiptera:
Cimicidae). Journal of Economic Entomology 107:
2171-2181.
Orkin-Liste
Zum faktischen Bettwanzenproblem in
den USA wird man entweder über die Medien
aufmerksam oder man verfolgt das, was aus
der Schädlingsbekämpfung direkt kommt. Das
Unternehmen Orkin erstellt seit einigen Jah-
ren ein Ranking unter den Städten mit den
häufigsten Bettwanzenbekämpfungen. Auch
in diesem Jahr führt Chicago erneut auf Platz
Eins der „Orkin-Liste“, inzwischen ein geflü-
gelter Begriff. Bettwanzen in Chicago waren
in 2014 ständig in den Medien. Die Berichte
schilderten die Blutsauger in öffentlichen Ver-
kehrsmitteln, in Ämtern, ebenso wie auf der
Polizeiwache oder Feuerwehr, in Schulen, Bü-
chereien und sogar in Kinos. Einer in Auftrag
gegebenen Studie zufolge hätte in 2014 das
Geschäft mit der Bettwanzenbekämpfung um
18% zugenommen.
Hier ist es das Engagement der Firmen,
was hilft die Dimensionen in Zahlen zu fas-
sen. Nur robuste Daten über das Ausmaß des
Befalls können die (Re-)Aktionen der Behör-
den unterstützen. Hier ist eine enge Zusam-
menarbeit gefragt.
Changlu Wang
Schützen & Erhalten · Juni 2015 · Seite 66
Changlu Wang geht davon aus, dass als Detektions-
prinzip der Fang mit CO
2
Potential hat. Hier demons-
triert er mit einem einfachen, im Labor erprobten
Aufbau seine Idee eines Wanzendetektors mit CO
2
.
Aus einer Thermoskanne bestückt mit wenigen Bro-
cken Trockeneis entweicht CO
2
und sammelt sich, da
es schwerer ist als Luft, am Boden eines Behälters.
Der Behälter ist hier schlicht und ergreifend ein
umgedrehter Futternapf mit glatten und mit Talkum
bestäubten Wänden. Hieran können die Wanzen, ein-
mal dem CO
2
gefolgt und in die Falle gegangen, nicht
mehr hinaufkrabbeln.