Schützen & Erhalten · Juni 2015 · Seite 71
Splintholzkäfer
im Parkett
Erfahrungsbericht
Die Verwendung von anfälligen Laub-
hölzern mit hohem Stärkegehalt und der
globale Holzhandel birgt zunehmend das
Risiko einer Verschleppung von Splint-
holzkäfern, die durch große Anpassungs-
fähigkeit in kleinvolumigen Hölzern oder
geringen Querschnitten auftreten können
und dort starke Zerstörungen sowie Folge-
schäden verursachen. Dieser Praxisbericht
beschreibt einen Befall an Eichenparkett
durch den häufig vorkommenden Braunen
Splintholzkäfer
(Lyctus brunneus),
der zu
einem erheblichen Aufwand und Schaden
bei einem privaten Hauseigentümer ge-
führt hat.
Einleitung
Der Braune Splintholzkäfer, dessen Ursprung
in Südostasien liegt und nach Europa einge-
schleppt wurde, tritt aufgrund seiner klimatischen
Ansprüche in Mitteleuropa nur im Inneren von
Gebäuden auf (Pospischil 2001/2012/2014).
In Europa gehört diese Art in den letzten Jahr-
zehnten mit Abstand zu den gefährlichsten Holz-
schädlingen im Holzhandel als auch in der Holz-
verarbeitung in Industrie und Handwerk (Bußler
2009, Grosser 1985), wo es in Holzlagern, beim
Verarbeiter oder beim Endverbraucher zu Mas-
senbefällen kommt (Noldt 2000).
Dem Verfasser sind mehrfache Fälle aus der
Praxis bekannt, bei denen eine Einschleppung
über Parketthölzer beim Endverbraucher erfolgte.
Der Befall tritt am häufigsten bei Einschichtpar-
kett mit Eichensplintholz auf, wo Hochkantlamel-
len oder Stabparkett betroffen sein können oder
auch bei Deckschichten von Mehrschichtparkett
mit Esche, Ahorn oder Bambus.
Öffentliche Aufmerksamkeit erregte der Fall
„Bodemuseum“ in Berlin, welches 2008 durch
einen eingeschleppten Befall mit dem Amerika-
nischen Splintholzkäfer
(Lyctus planicollis)
be-
troffen war und die neu verlegten Parkettflächen
mit großem Aufwand behandelt werden mussten
(Unger et. al. 2008).
Trotz zunehmender Tendenz von Schäden
durch befallene Holzprodukte und deren volks-
wirtschaftliche Bedeutung haben offensichtlich
viele Holzhändler, Bodenleger oder Verarbeiter
das Problem der Einschleppung von Splintholz-
käfern noch nicht erkannt, da man sich nach
häufiger Aussage auf die Prozesstemperaturen
bei der Holzverarbeitung verlässt. Anhand des
folgenden Praxisfalls soll gezeigt werden, dass
die Einschleppung von Splintholzkäfern über das
Parkettholz trotz vorangegangener Kammertrock-
nung möglich ist.
Biologie des Schaderregers
Wie bei vielen holzzerstörenden Insekten,
hängt die Entwicklungsdauer vom Ei bis zum
Imago (Vollinsekt) von der Temperatur und dem
Substrat ab und kann beim Braunen Splintholz-
käfer zwischen sechs Monaten bis zu vier Jah-
ren betragen (Felke 2014). Die holzzerstörenden
Larven sind an stärke- und eiweißreiche Nahrung
gebunden, die sie im Splintbereich von verschie-
denen Laubhölzern vorfinden. Das befallene Holz
kann für die Entwicklung sehr trocken sein (10
bis 8% Holzfeuchte). Ist die Holzfeuchte nied-
riger, kann er das Holz hydrolisieren und gewinnt
daraus Wasser.
Das Holz bleibt an der Oberfläche weitgehend
erhalten, so dass ein Befall erst bei verstärktem
Auftreten von Schlupflöchern oder Fraßgängen
nach längerer Zeit erkannt wird.
Vom Weibchen können bis zu 200 Eier in
Holzporen abgelegt und zwischen 2–8 Eier hin-
tereinander in einem Gefäß deponiert werden.
Die adulten Käfer nehmen keine Nahrung auf
und sind in der Dämmerung aktiv, wodurch die
Erkennung eines Befalls tagsüber erschwert wird.
Da der Nährstoffgehalt des Holzes mit der
Zeit abnimmt, kann die Gefahr eines Befalls
mit zunehmender Standzeit geringer werden.
Trotzdem können Hölzer, die älter als 10 Jahre
sind, noch befallsgefährdet sein, wenn in den
Räumen eine gleichmäßige niedrige Luftfeuchte
und konstante Temperatur herrscht (Pospischil
2012). Die Käfer können Oberflächen benagen
und beim Ausschlüpfen auch fremde Materialien
(z. B. Nadelholz- oder MDF-Schichten oder La-
ckierungen) leicht durchdringen.
Aus persönlicher Erfahrung des Verfassers
kann sich ein Befall durch die flugfähigen oder
herumlaufenden Käfer innerhalb von Räumen
großflächig verbreiten. Türen mit einem Spalt
zum Boden stellen dabei kein Hindernis dar.
Anhand verschiedener Beobachtungen kommt
in Mitteuropa alleinig der Linierte Splintholzkä-
fer/Parkettkäfer
(Lyctus linearis)
an Eiche als na-
türlich vorkommender Art vor (Noldt 2000) oder
in Südeuropa im Freien an Eichen, Feigen oder
Rebstöcken vor (Geis 2012). Dadurch kann die
Zuwanderung aus dem Freiland oder Einschlep-
pung (z. B. Brennholz aus Eiche) beim Braunen
Splintholzkäfer in Mitteleuropa unter normalen
Bedingungen mit tiefen Außentemperaturen im
Winter ausgeschlossen werden.
Ausgangssituation
In einem neu errichteten privaten Wohn-
haus (Holzhaus aus Fichte-Vollblock) wurde im
Juni 2012 ein Eichen-Parkettboden (Langstab/
gehobelt) auf 2 Etagen im EG+OG verlegt. Der
Unterboden bestand aus Fichtenholzriegel mit
dazwischen liegender Isolierung aus Holzwolle
und darüber befindlicher Fußbodenheizung (siehe
Abb. 05). Genau zwei Jahre nach dem Verlegen
des Parkettbodens stellte der Hauseigentümer
am Parkettboden einen Holzschädlingsbefall
fest, der in nahezu allen Räumen auftrat und
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