Schützen & Erhalten - page 14

„lösemittelhaltig“ und „wässrig“ nebeneinander.
Die jüngste Entwicklung bei Hydrophobierungs-
mitteln ist die so genannte Cremetechnologie.
Hier werden die Produkte mittels patentierter
Verfahren sozusagen „schaumig gerührt“. Das auf
diese Weise pastös eingestellte Produkt verweilt
über einen gegenüber flüssigen Produkten sehr
viel längeren Zeitraum auf der Fassadenoberflä-
che und hat so die Möglichkeit hohe Eindring-
tiefen zu erreichen. Ein weiterer baupraktischer
Vorteil der Cremetechnologie ist die einfache,
punktgenaue Verarbeitbarkeit – der Material-
auftrag über Kopf ist ohne Tropfverluste pro-
blemlos möglich. Die aufwendigen und Kosten
verursachenden Schutzmaßnahmen angrenzen-
der Bauteile können deutlich minimiert werden.
Gearbeitet wird bei der Cremetechnologie mit
einer definierten Auftragsmenge zwischen ca.
150–300g/m².
Wirkstoffe
In Hydrophobierungsmitteln der modernen
Art, egal ob lösemittelbasiert oder in Form einer
wässrigen Emulsion, werden Silane bzw. Siloxa-
ne als Wirkstoff eingesetzt. Diese sind jedoch
keine gänzlich unterschiedlichen Wirkstoffar-
ten sondern ein Siloxan ist lediglich eine etwas
größere „Ansammlung“ von Silanen, die bereits
miteinander reagiert haben (Bild 6).
zentration als in den tiefer liegenden Bereichen
erzeugt. Es entsteht ein kontinuierlicher, „sanf-
ter“ Übergang von der hydrophobierten Ober-
flächenzone zur nicht hydrophobierten, tiefer
liegenden Zone. Nach Abschluss der Reaktion
der Silane und Siloxane entsteht ein Silicon-
harznetzwerk. Dieses Netzwerk hat die Struktur
eines Spinnennetzes, d. h. es hat lediglich eine
zweidimensionale und keine dreidimensionale
Ausdehnung. Dies ist für die Funktionalität der
Hydrophobierungen von immenser Bedeutung.
Da das Ergebnis eine lediglich einmolekular di-
cke Schicht auf den Porenwandungen ist, wird
zwar die Oberflächenspannung verändert – der
Kapillarsog wird in eine Kapillardepression umge-
wandelt – der für die Dampfdiffusion notwendi-
ge offen Porenquerschnitt wird jedoch praktisch
nicht eingeschränkt (vergleiche Bild 4).
Kurz und bündig
In der Praxis begegnet man häufig Ressenti-
ments gegenüber hydrophobierenden Imprägnie-
rungen. Diese lassen sich in drei immer wieder-
kehrenden Fragestellungen zusammenfassen:
1. Ist eine 100%ige Hydrophobierung über-
haupt möglich?
Durch eine hydrophobierende Imprägnierung
wird die vorhandene Grundstreuung der Feuch-
teaufnahme der Materialien verändert. Dies kann
dazu führen, dass sich die Streubreite der lokal
unterschiedlichen Wasseraufnahmekoeffizienten
prozentual vergrößert, gleichzeitig wird jedoch
die Gesamtwasseraufnahme abgesenkt. Somit ist
in praktischer Hinsicht eine 100%ige Hydropho-
bierung durchaus möglich. Was es in jedem Fal-
le zu vermeiden gilt, sind größere „Fehlstellen“.
Dies können z. B. häufige Fugenflankenabrisse
sein, die instandgesetzt werden müssen. Solan-
ge es sich nur um vereinzelte Fehlstellen han-
delt, d. h. also das Verhältnis von Fehlstelle zur
Gesamtfläche ausreichend klein ist, besteht in
der Regel kein Handlungsbedarf. Sollten sich die
Fehlstellen ausweiten, muss z. B. eine Ziegelfas-
sadenfläche durch eine Neuverfugung entspre-
chend instandgesetzt werden. Hieraus könnte
sich die Forderung ergeben, dass hydrophobierte
Fassaden in bestimmten Zeitabständen überprüft
und ggf. gewartet werden
2. Kann hinter die behandelte Fassadenober-
fläche gelangtes Wasser nur zeitverzögert
austrocknen?
Bereits im unbehandelten Zustand schwankt die
Wasseraufnahme einer steinsichtigen Fassade
erheblich. Dies ist neben dem unvermeidlichen
Wechsel von Stein und Fuge zumeist abhängig
von der natürlichen Inhomogenität innerhalb
der verwendeten Materialien.
Durch eine hydrophobierende Imprägnierung
ändert sich die Diffusionsfähigkeit des behandel-
ten Baustoffes praktisch nicht. Da die kapillare
Saugfähigkeit des Baustoffes jedoch stark ab-
gesenkt wird, wird der gegenüber der Diffusion
wesentlich leistungsfähigere Mechanismus des
Feuchtetransports unterbunden. Was im Sinne
des Fassadenschutzes (von außen angreifen-
des Wasser soll nicht eindringen können) sinn-
voll ist, kann bei einer Hinterfeuchtung der hy-
drophobierten Oberfläche jedoch zu Problemen
führen. Sie können darin bestehen, dass sich
die hydrophobierte Oberfläche vom Untergrund
ablöst. Wenn so etwas passiert, ist dafür in der
Regel aus anderen Quellen, als über die Fassade
aufgenommene Feuchtigkeit verantwortlich. Das
häufigste Beispiel hierfür sind Sockelzonen, die
durch aufsteigende Feuchtigkeit stark belastet
sind (vergleiche Bild 7).
Bild 6: Vom Silan zum Siloxan mit (Si-O-Si)-Bindung.
Es sind somit gleiche Wirkstoffe, die sich
lediglich in Ihrer Molekülgröße unterscheiden.
Die bewusste Kombination unterschiedlicher
Molekülgrößen birgt für den Einsatz am Bau-
werk Vorteile. Da die kleineren Moleküle tiefer
eindringen als die Großen, wird in den oberflä-
chennahen Bereichen eine höhere Wirkstoffkon-
Bild 7: Stark belastete Sockelzone.
In solchen Fällen ist eine hydrophobierende
Imprägnierung mehr als kontraproduktiv, da sie
zu einer Erhöhung der Feuchtegehalte im So-
ckelmauerwerk mit entsprechenden Folgeschä-
den führen kann.
3. Ist die Haltbarkeit von Hydrophobierun-
gen begrenzt?
Die Frage nach der Haltbarkeit der Hydropho-
bierungen wird bei fast jedem Bauvorhaben er-
neut gestellt. Da nach einer gewissen Zeit aus-
nahmslos an allen hydrophobierten Bauwerken
eine nachlassende Wirkung der Hydrophobierung
an der Oberfläche im Sinne eines schwindenden
Abperleffektes festzustellen ist, ist diese Frage
nicht unberechtigt.
Die in der Literatur zu diesem Thema zu fin-
denden Angaben sind äußerst unterschiedlich.
Es wird von Objekten berichtet, an denen eine
Lebensdauer der Hydrophobierung von mehr
als 30 Jahren durch Messungen belegt werden
konnte. Gleichzeitig werden Objekte beschrie-
ben, bei denen die Hydrophobierung bereits
nach wenigen Jahren nicht mehr nachweisbar
war. Der nach einer gewissen Zeit nicht mehr
feststellbare Abperleffekt ist auf den Eintrag
hydrophiler Fein(st)staub- und Schmutzpartikel
zurückzuführen. Die in die Oberflächenporosität
der Fassadenbaustoffe eindringenden Partikel
überlagern den wasserabweisenden Effekt des
Hydrophobierungsmittels. Bei relativ geschlos-
senen Oberflächen, wie sie beispielsweise bei
Farbsystemen zu finden sind, kann der Abperl-
effekt durch Reinigen der Oberfläche reaktiviert
werden. Bei porösen Fassadenbaustoffen, wo die
Schmutzpartikel tiefer in die Oberfläche eindrin-
gen können, ist dies nicht ohne weiteres mög-
lich. Dieser Überlagerungseffekt an der Baustoff-
oberfläche ist vermutlich auch als Grund für den
Verlust der wasserabweisenden Eigenschaft an
Schützen & Erhalten · September 2010 · Seite 14
Fachbereiche
Bautenschutz
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