Fachbereiche
Bautenschutz
Nachträglich energetisch auf-
gewertete Gebäude mit Ther-
mowandsystemen weisen ein
deutlich höheres Bewuchsri-
siko der Fassadenoberfläche
durch Mikroorganismen auf.
Wie kann durch Planung,
Material- und Systemauswahl
auf dieses Problem Einfluss
genommen werden?
Prima Klima – nicht
nur für den Bau
Auf den Oberflächen der wärme-
gedämmten Fassaden wird in unseren
Breitengraden in diesem Frühjahr
zunehmend mikrobielles Wachstum
stattfinden, da der Reduktionsfaktor
der Vergrünung „Frost“ im vergan-
genen Winter oftmals ausblieb. Die
milden, oft feuchten Witterungsver-
hältnisse fördern die Wachstums-
voraussetzungen auf künstlichen
Oberflächen und Fassaden.
Bedingt durch Temperaturun-
terschiede kommt es zu lang anhal-
tendem Tauwasserausfall durch die
nächtliche Unterkühlung auf WDV-
System-Fassaden. Die Grundlage für
„Algen und Pilze – keiner will‘se“
– Teil III –
Algen- und Pilzbefall – Feuchtigkeit
– ist langanhaltend gegeben und
mit zunehmenden Dämmstoffdicken
wird dieses Problem verschärft.
Die Klimaerwärmung forciert,
wie der Standort des Gebäudes in
Gewässer- und/oder Küstennähe,
die Fassadenbegrünung und kann
nicht wie die baukonstruktive
Detailausbildung oder wie die
Produktsystemauswahl von den
am Bau Beteiligten beeinflusst
werden. Welches Oberflächensystem
ist geeignet und bietet langfristig
Schutz vor mikrobiellen Bewuchs/
Vergrünung der Fassade?
Dünner, schneller,
leichter
Die Fassadenputze monoli-
thischer Gebäudeaussenwände
wurden seit Jahrhunderten als
Verwitterungsschale vor Ort mit
mehrlagigen, mineralischen Mör-
teln und Farben hergestellt. Mit
Einführung der Werktrockenmörtel
ging der Trend zu dünnschichtigeren
Putzaufbauten bei gleich bleibenden
Qualitätsstandards. Im Wohn- und
Objektbau wurden Baustellenmi-
schungen fast vollständig durch die
Werkmörtelsilotechnik mit Misch-
und Fördersystemen ersetzt.
Die dünnschichtigen Putzauf-
bauten fanden ebenfalls zunehmend
Anwendung auf Wärmedämmver-
bundfassaden. Die Oberfläche dünn-
schichtiger Armierungsputzbeläge
von WDV-Systemen wurde durch
hydrophob ausgerüstete Edel-
dünnputze und mit hydrophoben
Anstrichsystemen wasserabstoßend
ausgerüstet. Die hydrophoben
Oberflächensysteme werden mit
auswaschbaren bioziden Wirkstoffen
ausgerüstet.
„Heute werden von nahezu allen
WDV-Systemherstellern, Farben und
Putze mit Bioziden und hydropho-
bierenden Additiven ausgerüstet,
um zumindest die Gewährleis-
tungsphase optisch bewuchsfrei zu
überstehen“.
1)
Sind hydrophobe =
trockene Oberflächen?
Hydrophob ausgerüstete Fassa-
denprodukte weisen Benetzungs-
mittel > 90° auf, um durch eine
wasser-„flüchtende“ Oberfläche
ein trockenes Bauteil zu erreichen.
Ultrahydrophobe Anstrichsysteme
>140° Benetzungswinkel (mit Lo-
tuseffekt) schaffen allerdings nur
kurzfristig diesen Wassertropfen
„Abperleffekt“.
„Tauwassertropfen sind so leicht,
dass sie auch auf ultrahydrophoben
Oberflächen nicht abrollen können,
sie haften auf der Oberfläche und
können die Basis für Feuchtigkeits-
filme bilden. Der anfänglich hohe
Benetzungswinkel verringert sich
außerdem deutlich, wenn Umwelt-
einflüsse, z.B. durch Verschmutzun-
gen oder/und Algenbesiedlungen,
eine Rolle spielen.“
2)
Die Verschmutzung der Fassa-
denoberfläche durch Anhaftungen
von Fein- und Blütenstaubpartikeln
schreitet auf tauwasser- und/oder
nebelbehafteter, künstlicher Ober-
fläche voran. Die Schmutzabla-
gerungen brennen sich förmlich
in die Oberfläche der Fassade ein
und minimieren den Abperl- und
Selbstreinigungseffekt.
Baukonstruktiv geeigneter Dachüberstand.
Wirkprinzip hydrophobe Fassadenoberfläche.
Wirkprinzip: hydrophile Fassadenoberfläche.
Sanierte Fassade mit hydrophilem Edelputzsystem.