Schützen & Erhalten · Dezember 2002 · Seite 32
in welcher Richtung der Feuch-
tigkeitstransport erfolgt.
Noch komplexer wird der
Lüftungsvorgang, wenn es um
erdberührte Kellerräume geht.
Wird bei diesen Kellerräu-
men z.b. im Sommer dauerhaft
das Kellerfenster geöffnet, ge-
langt zu bestimmten Tageszei-
ten warme Luft in den Keller.
Diese warme Luft streicht dann
an den kalten Kellerwänden
entlang und kühlt sich dort ab.
Durch das Abkühlen der Luft
reduziert diese ihre Wasser-
dampfspeicherfähigkeit. Die
Folge ist Kondensatbildung auf
keit permanent miteinander
vergleicht und den optimalen
Lüftungszeitpunkt ermittelt.
Ein solches System ist das
von der Firma ISOTEC in Zusam-
menarbeit mit der TU Wien ent-
wickelte ISOTEC-Airdry-System.
Das patentierte System be-
steht aus vier Komponenten:
1. Steuereinheit zur Monta-
ge im Gebäudeinneren
An das Steuergerät werden
alle Komponenten ange-
schlossen. Die mit Tempe-
ratur- und Luftfeuchtigkeits-
sensoren erfaßten Meßwerte
werden mit einem Meßinter-
vall von etwa 30 Sekunden
eingelesen, der Zeitpunkt
und die Dauer der Lüftungs-
intervalle berechnet und der
Ventilator angesteuert. Der
Arbeitsstatus des Steuerge-
rätes wird über Kontrollan-
zeigen angezeigt.
2. Außentemperaturfühler
kombiniert mit einem
Feuchtigkeitssensor
Der Außensensor ist in ei-
nem witterungsgeschützten
Metallgehäuse eingebaut. Er
wird auf einer sonnenabge-
wandten Außenwand des
Hauses installiert. Der Sen-
sor übermittelt die Außen-
temperatur und –Feuchtig-
keitswerte an die Steuerein-
heit.
3. Innentemperaturfühler
kombiniert mit einem
Feuchtigkeitssensor
Dieser Sensor ist in einem
Kunststoffgehäuse einge-
baut. Er wird in dem zu be-
lüftenden Raum montiert.
Die Position des Innensen-
sors wird so gewählt, dass
er das typische Raumklima
und insbesondere auch die
Werte an der kühlsten in-
AUS DER PRAXIS
Raumfeuchtigkeit
Entfeuchtung von Räumen durch ein
automatisiertes Lüftungssystem
o. Univ. Prof. Dipl.-Ing. Dr. Dr. Jürgen Dreyer, TU Wien, Abt. Bauphysik
Stephan Keppeler, Bausachverständiger, Köln
Feuchtigkeit in Wohnräu-
men ist ganz normal. Der
Mensch atmet, kocht und
duscht und gibt dabei
mehrere Liter Wasser-
dampf in die Raumluft ab.
Dieser ganz alltägliche
und häufig auch nicht
wahrgenommene Prozeß
wird dann unbehaglich,
wenn durch bestimmte
bauphysikalische Gege-
benheiten (geringe Wär-
medämmung, mangelhaf-
ter Feuchtigkeitsschutz,
feuchte Bauteile) oder
das persönliche Nutzer-
verhalten zu hohe Luft-
feuchtigkeiten auftreten.
Die Folge ist eine hohe
Raumfeuchtigkeit, ein
unangenehmes Raumkli-
ma verbunden mit Schim-
melbefall an den Wänden
und ein modriger Geruch
in den betroffenen Räu-
men.
Schon im Bauschadensbericht
der Bundesregierung von 1995
wurde die sichtbare Schimmel-
pilzbildung in Wohnungen als
häufigster Bauschaden hervor-
gehoben. Die Meinungen über
die Ursache und Wirkung von
Schimmelpilzbildung gehen
zwischen Mietern, Vermietern
und Bausachverständigen oft
auseinander.
Tatsache ist, daß sich Schim-
mel sowohl bei mangelhaftem
Lüftungsverhalten, als auch bei
ungünstigen Wohnungszuschnit-
ten oder ungeschickt plazierten
Möbeln und Vorhängen entwik-
kelt. In Wohnungen werden täg-
lich durchschnittlich zwischen
8 l und 15 l Wasser erzeugt –
durch Duschen und Baden, Blu-
mengießen und Schweißabson-
derung. Diese Feuchte muß wie-
der nach außen transportiert
werden, wenn sie in der Woh-
nung keinen Schaden anrichten
soll.
Eine Möglichkeit die Raum-
luftfeuchte zu senken, besteht
darin, daß regelmäßig und kon-
trolliert gelüftet wird. Dabei
reicht in der Regel im Winter
kurzes Lüften, im Sommer ist
längeres Lüften nötig, da die
von außen zugeführte „Frisch-
luft“ nicht so trocken ist wie
im Winter.
Als wirkungsvollste Lüf-
tungsart erweist sich dabei die
sogenannte Querlüftung.
Abb. 1: Querlüftung
Grafik: ISOTEC
Die Lüftung hat unbestrit-
ten einen wesentlichen Einfluß
auf den Feuchtigkeitshaushalt
von Räumen. Allerdings kann sie
je nach dem Charakter des Rau-
mes und der Umgebung, ob
normal temperierter Wohnraum
oder eher untertemperierter
Kellerraum, zur Entfeuchtung
von Räumen beitragen, aber
auch diese befeuchten. Eine
gezielte Entfeuchtung ist nur
möglich, wenn man die Luft-
Feuchtigkeits-Zustände in der
Innen- und Außenluft kennt
oder mißt und genau ermittelt,
den kühlen, erdberührten Wand-
oberflächen (Sommerkondensa-
tion). Der Keller wird folglich
feucht und unbehaglich.
Für einen Menschen ist es
nahezu unmöglich, alle notwen-
digen Kriterien für die Entschei-
dung zu erfassen, wann gelüf-
tet wird und ob damit
gleichzeitig eine Feuchtigkeits-
reduzierung der Raumluft er-
reicht wird. Folglich sollte diese
Entscheidung von einem System
getroffen werden, welches Au-
ßen- und Innentemperatur, so-
wie Außen- und Innenfeuchtig-