Schützen & Erhalten - page 20

DIE FACHBREICHE
Arbeitskreis Schimmelschadenbeseitigung
Sachverständigeneinsatz beim Hauskauf –
lohnt sich das?
Eine etwa 2 Jahre alte, frei-
stehende Villa, mit etwa 400
m² Grundfläche, integriertem
Schwimmbad, Kino und Tief-
garage, soll veräußert werden.
Aufgrund der zu erwartenden Kauf-
summe wird ein Sachverständiger
hinzugezogen, um Mängel auszu-
schließen. Auch der Hinweis des
Veräußerers, dass bei diesem Ob-
jekt mit dem Bauträger eine Ge-
währleistung nach BGB (5 Jahre)
vertraglich vereinbart wurde und
somit noch über 3 Jahre Gewähr-
leistung bestehen würde, konnte
die Kaufinteressenten nicht davon
abbringen, das Objekt aus sach-
verständlicher Sicht in Augenschein
nehmen zu lassen.
Nach der ersten visuellen In-
augenscheinnahme des Objektes
konnten keine zu rügenden Män-
gel festgestellt werden. Lediglich
kleinere Risse (< 0,2 mm) sowie
Flankenabrisse an Silikonfugen
wurden beobachtet.
Erst nach dem Einsatz eines
kleinen elektronischen Feuchtig-
keitsmessgerätes kamen erste Zwei-
fel an der Mängelfreiheit des Ge-
bäudes. Durch das Dielektrizitäts-
Messverfahren konnten partiell,
insbesondere an den Fensterele-
menten, erhöhte Feuchtigkeitswer-
te im Fußboden festgestellt wer-
den. Auch ein erhöhter Messwert
stellte sich an den Fensterelemen-
ten, im Bereich der Küche und der
Bibliothek, ein. Dabei ist zu er-
wähnen, dass die Fenster- und
Türelemente barrierefrei geplant,
konstruiert und ausgeführt wurden.
Auch im Wellness-Bereich des
Untergeschosses stellten sich er-
höhte Feuchtigkeitswerte dar. Nicht
nachvollziehbar war zu diesem
Zeitpunkt, warum an den in die-
sen Bereichen vorhandenen aufge-
henden Mauerwerken, welche mit
Kalk-Gips-Putz versehen waren,
keinerlei Schäden zu erkennen
waren. Lediglich leicht erhöhte
Feuchtigkeit konnte nach dem elek-
tronischen Widerstandsmessprinzip
festgestellt werden.
Aus diesem Grund wurde mit
einer Neutronensonde zusätzlich
eine Feuchtigkeitsmessung durch-
geführt. Dabei konnte festgestellt
werden, dass insbesondere bei den
barrierefreien Fenster- und Türele-
menten erhöhte Feuchtigkeitswerte
ermittelt wurden. Bei der näheren
Untersuchung der Abdichtung stell-
te sich heraus, dass eine neue
Abdichtung aus Flüssigkunststoff
(Kemperol) im Anschlussbereich
aufgebracht wurde.
Im Bereich der hofseitigen Ter-
rasse wurden die Entwässerungsrin-
nen mit Wasser aus einem Garten-
schlauch beaufschlagt, um die Ef-
fizienz des hier vorhandenen Ent-
wässerungssystems zu ermitteln.
Dabei stellte sich heraus, dass das
hier verwendete Rinnensystem nicht
miteinander kommunizierte, da Rin-
nenköpfe einfach in den Elementen
verblieben oder eingebaut wurden.
Darüber hinaus war das Gefälle zum
Haus hin ausgerichtet, so dass da-
von ausgegangen werden musste,
dass bei größeren Niederschlägen mit
einem höheren Wasserstand, im Be-
reich der barrierefreien Fensterele-
mente, zu rechnen ist.
Auf die Frage des Sachverstän-
digen an den Verkäufer, ob irgend-
wann in dem Objekt einmal ein
Wasserschaden festgestellt wurde,
verneinte er dies nachhaltig. Doch
stellte sich im Nachhinein heraus,
dass in den Kanälen des Fußbo-
denaufbaus, für die dortige Elek-
troinstallation, massive Korrosions-
schäden vorhanden waren.
Hell und offen gestaltetes Wohnzimmer auf zwei Ebenen. Die untere Ebene ist
mit Granit gefliest, die obere Ebene, mit Einbindung der Bibliothek, ist mit
Parkett versehen.
Unterhalb der Klemmfolie des Fensterelementes konnte eine neue Flüssigkunst-
stoff-Abdichtung festgestellt werden.
Nach der Entfernung von Parkett und Tapete wurde ein über-
strichener bzw. kaschierter Feuchtigkeitsschaden sichtbar,
deren Diffusionszone ca. 40 cm über Fertigfußboden lag.
Probeentnahme aus dem Fußbodenaufbau.
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