Schützen & Erhalten · Dezember 2014 · Seite 43
Die Ex-Press
Berufsinformation des DSV e.V.
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Gesundheitsschutz
Bekämpfung des Eichen
prozessionsspinners
Chance oder Risiko?
„Achtung Eichenprozessionsspinner! Bitte
von den Eichen fernhalten, es besteht Gesund-
heitsgefahr!“ So oder ähnlich steht es immer
häufiger auf Schildern an Radwegen, Sportplätzen
oder Schwimmbädern, die teilweise geschlossen
bleiben müssen – wegen eines unscheinbaren
Nachtfalters. Eichenprozessionsspinner (EPS)
sind eine in Deutschland heimische Schmetter-
lingsart, die wie viele andere, von Zeit zu Zeit
durch Massenvermehrungen auffallen. Seit den
späten 1990-er Jahren traten sie verstärkt in
Baden-Württemberg, Bayern und später auch in
Brandenburg auf. Durch die nach wie vor anhal-
tende Ausbreitung sind EPS inzwischen bundes-
weit in das Blickfeld der Öffentlichkeit geraten.
Dabei sind es nicht die unscheinbaren Falter,
die für Aufregung sorgen, sondern die Raupen.
Diese überwintern in Eigelegen in den Kronen
von Eichen und schlüpfen etwa zum Zeitpunkt
des Blattaustriebs. Die jungen Raupen bleiben
von Anfang an grüppchenweise zusammen und
sind zunächst im Kronen- oder oberen Stamm-
bereich zu finden. Sie ernähren sich von den
austreibenden Knospen und Blättern. Später
bilden sie aus Spinnseide und Häutungsresten
die charakteristischen grau-braunen Nester. Klei-
ne Nester sind nicht größer als ein Tennisball,
große können Stammbereiche bis zu einem Meter
und mehr bedecken. Typischerweise befinden sie
sich an der Unterseite von starken Ästen, Ast-
gabeln oder am Stamm. In den Nestern häuten
sich die älteren Larven und verbringen dort die
Tageszeit. Beginnt die Dämmerung, laufen sie
in langen Reihen (Prozessionen) dicht an dicht
zum Fressen in Kronenbereiche. Ab Mitte Juni
verpuppen sich erste Raupen und nach einer
Puppenruhe von drei–vier Wochen schlüpfen
die neuen Falter. Diese leben nur einige Tage,
sind aber recht gute Flieger und können aktiv
und passiv für eine Ausbreitung von mehreren
Kilometern sorgen.
Ab dem dritten Larvenstadium bilden die Lar-
ven erstmals mikroskopisch kleine Brennhaare
aus, die dicht gedrängt auf dem Rücken der Rau-
pen stehen. Mit jeder folgenden Häutung nimmt
die Zahl der Brennhaare zu. Bis zum sechsten
und letzten Larven-Stadium werden es pro Raupe
etwa 600.000 sein. Werden die Tiere beunruhigt,
können sie die Härchen aktiv in die Luft abge-
ben. Sie sind mit kleinen Seitenhäkchen verse-
hen, sehr brüchig und mit Nesselgiften gefüllt.
Aufgrund ihrer geringen Größe –nur 200µm–
werden sie leicht durch Luftströmungen ver-
frachtet und können so mehrere hundert Meter
weit verteilt werden. In Gebieten mit starkem
EPS-Befall reichern sie sich zudem im Unterholz
und der oberen Bodenstreu an. Besonders kon-
zentriert sind sie in den Gespinsten, von wo aus