Schützen & Erhalten · Juni 2008 · Seite 23
Fast nicht zu glauben!
Fachbereiche
Sachverständige
Die von einem Sachverstän-
digen für die Abrechnung zu
einem gerichtlich beauftrag-
ten Gutachten aufgewendete
Stundenzahl darf vom Gericht
nicht durch Schätzung gekürzt
werden.
Ein Sachverständiger hat vor dem
Bundesverwaltungsgericht BVG
eine Verfassungsbeschwerde ein-
gereicht, weil im Rahmen einer
Gutachtenerstellung die von ihm
für die Abrechnung angegebene
Stundenzahl von der Kostenstelle
des beauftragenden Gerichts mittels
Schätzungen gekürzt wurde. Die
Verfassungsbeschwerde ist vom BVG
angenommen worden (Beschluss
vom 26.07.2007 – 1BvR 55/07).
Hierzu ist in der Ausgabe 2/08
der IfS-Informationen auf den
Seiten 25 bis 27 ein Artikel veröf-
fentlicht worden, deren wichtigste
Inhalte nachfolgend wiedergegeben
werden.
Ein promovierter Volljurist wurde
mit der Erstattung eines Rechtsgut-
achtens zur Vollstreckbarerklärung
eines in der Schweiz erlassenen
Schiedsspruchs beauftragt. Er be-
rechnete für sein 113-seitiges Gut-
achten 498 Stunden zu 95,–
€
und
kam zusammen mit allen sonstigen
Auslagen auf einen Endbetrag von
53.333,–
€
. Das Gericht kürzte diesen
Betrag aufgrund eigener Schätzung
auf 12.134,–
€
, ohne zuvor den
Sachverständigen dazu angehört
zu haben. Die Anhörungsrüge nach
§ 4 a JVEG wurde vom KG Berlin
als unbegründet zurückgewiesen.
Daraufhin erhob der Sachverständige
Verfassungsbeschwerde.
Das Bundesverfassungsgericht
(Beschluss vom 26.7.2007, – 1 BvR
55/07) nahm die Verfassungsbe-
schwerde an und gab ihr statt, weil
das Grundrecht des Art 3 GG ver-
letzt worden ist. Nach Auffassung
des BVerfG beruhte die aufgrund
einer bloßen Schätzung vorgenom-
mene Kürzung auf sachfremden und
willkürlichen Erwägungen, für die
es an einer gesetzlichen Grundlage
fehlte. Um die Erforderlichkeit der
Stundenzahl feststellen zu können,
hätte sich das Gericht im Einzelnen
mit dem geltend gemachten Ar-
beitsaufwand des Sachverständigen
auseinandersetzen müssen. Dabei
wären der Umfang des ihm unter-
breiteten Streitstoffs, der Grad der
Schwierigkeit der zu beantworten-
den Fragen unter Berücksichtigung
seiner Sachkunde auf dem betref-
fenden Gebiet, der Umfang seines
Gutachtens und die Bedeutung der
Streitsache angemessen zu berück-
sichtigen gewesen. Die angegriffene
Entscheidung wurde aufgehoben und
an das Ausgangsgericht zur erneu-
ten Entscheidung zurückverwiesen.
Gleichzeitig wurde das Gericht zur
Prüfung ausgefordert, ob eine Kür-
zung der Vergütung nicht deshalb in
Betracht komme, weil der Sachver-
ständige das Gericht nicht von der
hohen Vergütung nach § 407a Abs.
3 Satz 2 ZPO rechtzeitig unterrichtet
und keinen weiteren Vorschuss nach
§ 3 JVEG beantragt hatte.
Gründe
I. Der Beschwerdeführer wendet
sich gegen die teilweise Ablehnung
seines Antrags auf Festsetzung
einer Vergütung für seine Tätigkeit
als gerichtlich bestellter Sachver-
ständiger.
1. Der Beschwerdeführer ist
promovierter Volljurist und wissen-
schaftlicher Angestellter an dem
rechtswissenschaftlichen Fachbe-
reich einer Universität. Er ist seit
mehr als 35 Jahren als Sachver-
ständiger zum ausländischen Recht
einer Vielzahl von Staaten in Asyl-,
Staatsangehörigkeits-, Zivil- und
Arbeitsrechtssachen tätig.
In einem Rechtsstreit über die
Vollstreckbarerklärung eines in der
Schweiz erlassenen Schiedsspruchs
beschloss das Ausgangsgericht am
20. Januar 2005 Beweis zu der
Rechtsfrage zu erheben, ob ein
Abtretungsausschluss der einem
internationalen Schiedsspruch
zugrunde liegenden Forderungen
auf der Grundlage indischen Rechts
wirksam vertraglich vereinbart sei.
Mit Schreiben vom 17. Februar
2005 beauftragte der Senat den
Beschwerdeführer mit der Erstattung
des Gutachtens und wies darauf
hin, dass hierfür ein Vorschuss in
Höhe von 1.500,–
€
angefordert
worden sei.
Mit Schreiben vom 26. März
2005 antwortete der Beschwer-
deführer, dass er sich aufgrund
zahlreicher früher eingegangener
gerichtlicher Gutachtenaufträge
erst in drei bis vier Monaten mit
obiger Sache werde befassen kön-
nen. Zudem verwies er auf seinen
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