Fachbereiche
Schimmelpilze
Aspergillus flavus
Die Gattung der Asper-
gillen zählt zu den
häufigsten innenraum-
relevanten Schimmel-
pilzen. Aspergillen
werden aufgrund ihres
mikroskopischen Er-
scheinungsbildes auch
als Gießkannenschimmel
beschrieben.
Die etwa 150 bekannten Arten
sind ubiquitäre (allgegenwär-
tige) Bewohner unseres Plane-
ten und kommen sehr häufig
in warmen bzw. tropischen
Zonen vor. Die Aspergillenarten sind insbeson-
dere unter der Rubrik Biotechnologie bzw. Le-
bensmittelverderber von großer wirtschaftlicher
Bedeutung. Der Schimmelpilz – Aspergillus flavus
– machte sich einen Namen im 20. Jahrhundert,
als bei der Entdeckung des Pharaonengrabes von
Tut-Anch-Amun 30 beteiligte Mitarbeiter und
Archäologen starben und man vom „Fluch des
Pharao“ sprach.
Man stellte in den Gräbern eine hohe Anzahl
von Sporen des Schimmelpilzes Aspergillus flavus
fest, welcher als Toxinbilder bekannt ist.
Hier ist insbesondere das Aflatoxin zu nen-
nen, wobei es sich hier um ein Mykotoxin (Pilz-
gift) handelt, dass insbesondere bei abwehr-
geschwächten Menschen nicht nur allergische
Reaktionen auslösen, sondern auch Organe wie
Lunge, Magen und Darm und das Nervensystem
befallen kann.
Beim Aflatoxin B1, welches nicht nur vom
Aspergillus flavus sondern auch vom Schimmel-
pilz Aspergillus parasiticus gebildet werden kann,
handelt es sich um den am stärksten krebser-
zeugenden Pflanzenstoff.
Wie viele dieser Schimmelpilze solche Myko-
toxine produzieren, ist von den Klimabedingun-
gen, wie Temperatur und Luftfeuchtigkeit abhän-
gig (Diener ET AL.1987). Die Produktion der Afla-
toxine hat beispielsweise bei 20°C ihr Maximum,
während sie bei 9° C relativ gering ist.
Dieser Schimmelpilz kann auf verschiedenen
organischen Baustoffoberflächen wie Holz, Pa-
pier, Hanf usw. vorkommen.
Der Schimmelpilz Aspergillus flavus ist kein
Feuchtigkeitsindikator. Dieser Schimmelpilz kann
schon bei einem mittleren Feuchteanspruch von
0,85 AW-Wert Baustoffoberflä-
chen befallen. Das heißt, dass
dieser Schimmelpilz nicht nur
bei Wasserschäden vorkommt,
sondern auch schon bei nied-
rigen Feuchtigkeitsschwellen,
wie z. B. bei kondensationsbe-
dingten Feuchteschäden.
Zu der Gattung des Asper-
gillus gehören weitere Arten,
wobei in der Folge nur die in-
nenraumrelevanten Schimmel-
pilze genannt werden, obwohl
das Vorkommen ande-
rer Aspergillenarten
grundsätzlich nicht ausgeschlossen
werden kann; Aspergillus-fumigatus,
Aspergillus-niger, Aspergillus-ochra-
ceus, Aspergillus restrictus, Aspergil-
lus versicolor.
Das Mycel der Aspergillen ist
farblos. Die dicht stehenden Spo-
renträger (Konidien Sporen), ha-
ben eine vergrößerte Fußzelle
und enden in einem Bläschen
(Vesikel), auf dem kurze, allsei-
tig ausstrahlende Zellen ( Phi-
aliden) sitzen, die fortlaufend
Konidien abschnüren.
Bei manchen Arten wie z.B.
dem Aspergillus flavus sind die
Phialiden auf Trägern (Mitula). Das
bedeutet, dass unter mikroskopi-
scher Betrachtung die Aspergillen
sich dadurch hervortun, dass der
Konidienträger (Konidiensporen)
seinen Träger blasenartig abschließt,
auf welchem sich die Phialide bzw.
Konidien (Sporen) befinden.
FAZIT
Bei dem Schimmelpilz Aspergil-
lus flavus handelt es sich um einen
innenraumrelevanten Schimmelpilz,
welcher unter Stress und unter be-
stimmten Klimabedingungen Aflatoxin
produzieren kann, wobei es sich hier
um ein hochgiftiges und krebserzeu-
gendes Stoffwechselprodukt dieses
Schimmelpilzes handelt.
Grundsätzlich ist hier zu sagen, dass bei
einer normalen Exposition mit diesem Schim-
melpilz bei Bewohnern mit intaktem Immun-
system mit keinerlei Krankheitssymptomen zu
rechnen ist.
Einig ist sich die Wissenschaft jedoch dahin
gehend, dass Aflatoxine produzierende Schim-
melpilze in Innenräumen, unabhängig von der
Befallsgröße, nicht toleriert werden können.
Dies ergibt sich auch aus der Tatsache, dass
der Schimmelpilz Aspergillus flavus in der Ein-
stufung von Pilzen in Risikogruppen (Technische
Regeln für biologische Arbeitsstoffe TRBA 460)
der Risikogruppe 2 zugeordnet wurde.
Die Risikogruppe 2 wird wie folgt
definiert:
„Biologische Arbeitsstoffe, die eine
Krankheit beim Menschen hervor-
rufen können und eine Gefahr für
Beschäftigte darstellen können.
Eine Verbreitung des Stoffes in der
Bevölkerung ist unwahrschein-
lich. Eine wirksame Vorbeugung
oder Behandlung ist normaler-
weise möglich.“
Um ein gesundes Wohnen zu
gewährleisten muss der Myko-
toxin bildende Schimmelpilz
„Aspergillus flavus“ ausge-
baut werden. Auf dem Markt
angebotene Desinfektionsmittel
oder Fungizide sind nicht in der
Lage das Aflatoxin in der Biomas-
se zu neutralisieren.
Grafische Darstellung
des Schimmelpilz Aspergillus flavus.
Der Fluch
des Pharao –
Aspergillus
flavus.
Es schreibt
für Sie:
Dipl. Ing.
Norbert Becker
Fachbereichs-
leiter
Schimmelpilze
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Schützen & Erhalten · September 2009 · Seite 16
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